Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

254 IX- Der Acker und seine Bearbeitung ?c. 
dreimal mehr Vieh erhalten und bedeutend mehr Stalldünger erzeugen. 
Hand in Hand damit geht eine bessere Bearbeitung und Düngung 
des Bodens, wodurch sein Wert und sein Nutzen bedeutend erhöht 
wird. Auch wird an Fleisch, Vieh, Getreide usw. ungleich mehr hervor¬ 
gebracht als früher; und indem der Landwirt dadurch sein Betriebs- 
tapitat vermehrt, kann er aus den Verbesserungen der Neuzeit mehr 
Gewinn ziehen und seinen Wirtschaftsbetrieb und bamit ferne ganze 
Lebenshaltung ans eine höhere Stufe heben. Es find Hunderte voir 
Beispielen betanrrt, daß der Sohn durch vermehrten Futterbau ans 
seinem Besitztum dreimal mehr Nutzen zieht, als sein Vater im Schweiß 
seines Angesichtes ohne Futterbau gewann. 
Als allgemeine Regeln für den Futterbau gelten: Baue Futter¬ 
pflanzen in möglichst kräftigem, stark gedüngtem Boden. Baue ver¬ 
schiedene Futtergewächse an und säe zu verschiedenen Zeiten, damit du 
vom Frühjahr bis zum Herbst Ernten gewinnst. Verwende nur ganz 
gutes und reines Saatgut; spare dasselbe nicht zu sehr und rrchte 
dich nach Boden und Klima. 
Die Zahl der Pflanzen, welche sich mit Vorteil zum Futterbau 
eignen, ist ziemlich groß. Auf Kunstwiesen im Gemenge gebaut werden: 
Rotklee, Weißklee, Hopfenklee, Luzerne, Esparsette, Wicke, Raigras, 
Wiesenhafer, Timotheusgras, Wiesenrispengras, Knäuelgras, Wresen- 
fuchsschwanz, Ruchgras u. a. ; ferner Futtermais und Futterroggen, 
Runkeln, Möhren, Stoppelrüben, Wicken, Zuckermoorhirse (Sorgho). 
Die wertvollsten Fntterkräuter, wie z. B. die verschiedenen Klee¬ 
arten, Erbsen, Wicken u. a., gehören zu der Familie der Schmetterlings¬ 
blütler und zeichnen sich durch hohen Gehalt an wertvollen Eiweiß- 
stoffen aus. Sie spielen trotz ihrer Unscheinbarkeit eine wichtige Rolle 
in der Geschichte menschlicher Wohlfahrt uitb haben einen größeren 
Segen verbreitet als manche vielgerühmten Entdeckungen und Erfin¬ 
dungen. Im Klee liegt die sicherste Stütze der Landwirtschaft, indem er 
in den meisten Fällen die Grundlage der Stallfütterung bildet. Seine 
Einführung in den Ackerbau, um die sich der ehemalige Leineweber 
Christian Schubert, Edler v. Kleefeld, und in Württemberg Pfarrer 
Mayer von Kupferzell große Verdienste erworben haben, hat Millionen 
von Menschen Wohlstand und Gedeihen gebracht und dem ganzen 
landwirtschaftlichen Betriebe einen großartigen Aufschwung gegeben. 
Wohl waren eine Menge Vorurteile mid Hindernisse zu überwinden, 
namentlich auch Mißerfolge bei ungeeigneten Bodenverhältnissen, ehe 
der Kleebau allgemein eingeführt wurde. Heute aber steht der Klee 
als ein Segen für die Landwirtschaft überall tu hohen Ehren. Man 
erkennt freudig alles Gute an, das er mit sich bringt: Er liefert ein 
gehaltreiches Grün- und Dürrfutter, das von Pferden, Rindern und 
Schafen gerne gefressen wird, ermöglicht auch da, wo es an Wiesen 
fehlt, reiche Viehhaltung und Stallsütterung, fordert außer der Saat 
sozusagen keine weitere Bearbeitung, gibt durchschnittlich, wenn nicht 
den höchsten, so doch einen sehr hohen und den sichersten Ertrag von 
allen Ackerfuttergewüchsen, vermehrt den Dünger und damit die Frucht¬ 
barkeit der Äcker, verbessert die Fruchtsolge und paßt in jede zweck-
	        
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