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I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
so müßte der deutsche Fürst eilt Scheint sein, der nicht delt letzten
Blutstropfen daran setzte."
Der König diente schlicht und aufrichtig seinem Gott. Jeden
Morgen hielt er eilte Andacht im Hanse und besuchte fleißig delt
öffentlichen Gottesdienst. Viele Kirchen hat er gebaut lutb sein Volk
durch Wort nub Beispiel zur Frömmigkeit angeleitet.
Er starb mit den Worten: „Herr Jesu, bn bist mein Gewinn
im Leben und im Sterben!" Sein Wahlspruch lautete: „Der
preußische Adler weicht auch der Soitne nicht!"
4. Wie Friedrich der Große (1740—1786) als Landesvater
für sein Volk sorgte.
In kurzer Zeit heilte Friedrich die schwereit Wuitdeit des sieben-
jährigen Krieges. Er hob den Laitdball, inbem er Steuern erließ,
Saakornt verteilte, Pferde hergab, wohl 100 Millionen Taler als
Unterstützungen oder Darlehen verteilte, sumpfige Gegenden trocken
legen ließ imb fremde Ansiedler herbeizog. Gegen 900 Dörfer hat
er neu erbaut. „Mitten im Frieden habe ich da eine Provinz ge-
wonnen!" rief er voll Freude, als er die Felder und Wiesen in den
Niederungen der Oder, Warthe und Netze sah. Die Ansiedler erhielten
das Land erb- und eigentümlich und wurden dadurch freie Bauern.
Sie erhielten Bauholz, Steuerfreiheit auf eine Reihe von Jahren,
billige Darlehen und waren mit den Ihrigen frei vom Militärdienst.
Jeder Bauernsohn mußte vor seiner Verheiratung eine Anzahl Obst-
bäume anpflanzen. Kahle Höhen ließ er mit Maulbeerbäumen
bepflanzen, um den Seidenbau einzuführen. Die Sandwüsten um
Berlin ließ er mit Obstbäumen und Gemüsen bepflanzen, den Boden
aber vorher durch Berliner Straßenkehricht, beit Schlamm der „grünen
Gräben" und Mergel verbessern. Die Leibeigenschaft schaffte er
zwar ab, aber der Widerstand des Adels und der knechtische Sinn
der Bauern machten, daß die Wohltat auf dem Papiere blieb und
erst 1809 Tat und Wahrheit wurde. Da oft Hirsche und wilde
Schweine die Felder der Bauern verwüsteten, so erließ der König
scharfe Bestimmungen gegen den Wildschaden. Zum Anbau der
Kartoffeln mußte er die Bauern zwingen. Sie wußten mit den
fremden Knollen nichts anzufangen. Nettelb eck, der brave Ver¬
teidiger Kolbergs, erzählte aus seinen jungen Jahren: „Der König
schenkte meiner Vaterstadt einen ganzen Wagen voll Kartoffeln. Kopf¬
schüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. Man brach sie von¬
einander und warf sie, natürlich roh, den Hunden vor. Diese schno¬
berten daran herum und verschmähten sie gleichfalls. Nun loar ihnen
das Urteil gesprochen. Die Dinger, hieß es, riechen nicht und schmecken
nicht, und nicht einmal die Hunde wollen sie fressen. Was wäre uns
damit geholfen?" Der König aber ruhte nicht, bis er seine Unter¬
tanen von dem Werte der Erdäpfel überzeugt hatte. Er sandte Leute
im Laude umher und ließ die Bauern im Kartoffelbau unterweisen.
Um der Zersplitterung der Felder zu wehren, ordnete der König
eine Zusammenlegung der Ackerstreifen an. Obwohl das die