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58. Das Franzosenheer.
1. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen.
Es irrt durch Wald und Schnee umher
das grosse, mächt’ge Franzenheer;
der Kaiser auf der Flucht,
Soldaten ohne Zucht.
2. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen!
Jäger ohne Gewehr,
Kaiser ohne Heer,
Heer ohne Kaiser,
Wildnis ohne Weiser.
3. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen!
Trommler ohne Trommelstock,
Kürassier im Weiberrock,
Ritter ohne Schwert,
Reiter ohne Pferd.
4. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen!
Fähnrich ohne Fahn’,
Flinten ohne Hahn,
Büchsen ohne Schuss,
Fussvolk ohne Fuss.
5. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen!
Feldherrn ohne Witz,
Stückleut’ ohn’ Geschütz,
Flüchter ohne Schuh,
nirgends Rast und Ruh.
6. Mit Mann und Ross und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen!
Speicher ohne Brot,
allerorten Not,
Wagen ohne Rad,
alles müd’ und matt,
Kranke ohne Wagen:
so hat sie Gott geschlagen!
59. Die Erhebung des deutschen Volkes im Jahre 1813.
Der furchtbare Winter des Jahres 1812 hatte Napoleons Macht
in Rußland vernichtet. Sofort regte sich die lang unterdrückte Freiheits¬
liebe des deutschen Volkes, und neue Hoffnungen wurden wach. Vor¬
sichtiger mußten der König von Preußen und seine Ratgeber ver¬
fahren; sie durften nicht allein ihrer Begeisterung folgen, sie hatten
besonnen für das Heil von Millionen zu sorgen. Noch standen seit
dem Durchmärsche von 1812 in Berlin und Spandau französische
Besatzungstruppen, etwas ferner drohten die von Hamburg und
Magdeburg. Beängstigende Gerüchte verbreiteten sich, als beabsichtige
man von französischer Seite eine plötzliche Gefangennahme des Königs,
um in dessen geliebtem Haupte ein Pfand für die Ruhe des Volkes
zu besitzen.
Wie schlugen deshalb auf einmal alle Herzen freier und höher,
als es kund ward, der König habe am 22. Januar Potsdam ver¬
lassen, um sich nach dem vom Feinde unbesetzten Breslau zu begeben!
In verschwiegener Eile hatte Friedrich Wilhelm III. die Stadt er¬
reicht, die den erwarteten Bundesgenossen Rußland und Österreich
nahe war, und die ihn mit offenen Armen empfing. Der König
war nun in seinen Entschlüssen frei. Und bald folgte der denkwürdige
Aufruf vom 3. Februar. Derselbe forderte in kurzen, einfachen Worten
auf, in der gegenwärtigen gefahrvollen Lage des Staates ein frei-