Full text: Die weite Welt (Schulj. 7 u. 8)

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Hagen Tafel und stieg dann um zwei Uhr noch einmal auf den Boden, 
ohne die Kanonenkugeln zu achten, die über den Edelhof Hinwegstogen. 
Plötzlich gab er Befehl zum Aufbruche. In weniger als einer 
halben Stunde war das preußische Lager abgebrochen, zum Staunen 
des Feindes, der an diesem Tage gründlich belehrt werden sollte, 
wie rasch und gewandt die „schwerfälligen" Deutschen sein können. 
Jetzt standen Friedrichs Krieger geordnet unter den Waffen, der linke 
Flügel unter Anführung des Königs, der rechte, welcher die Reichs¬ 
armee gegenüber hatte, unter dem Herzog von Braunschweig. Der 
Zufall wollte, daß eine Menge Hasen, durch den Donner des Ge¬ 
schützes aus ihren Lagern aufgeschreckt, zwischen beiden Heeren um¬ 
herirrten. Einer derselben wurde von einer französischen Kugel vor 
der Front der Preußen zerschmettert. Da riefen diese: „Es wird 
gut gehen, die Franzosen schießen sich selber tot." Und ein heiteres 
Gelächter lief durch die Reihen. 
Die Preußen lehnten sich an eine Anhöhe, die Friedrich mit 
Geschütz bepflanzen ließ. Plötzlich bricht Sey blitz, der verdeckt hinter 
jenem Hügel gestanden hatte, hervor. Bevor er zum Angriffe schreitet, 
sprengt er weit vor seine Front und schleudert vor den Augen der 
ganzen Linie seine Thonpfeife in die Luft, als Zeichen, daß es jetzt 
Zeit sei, zum Schwerte zu greisen, und nun stürzen seine Schwadronen 
mit solcher Wucht auf die zahlreichere feindliche Reiterei, daß sie in 
wenigen Minuten über den Haufen geworfen ist. Von der Höhe donnerten 
die preußischen Batterien, als wenn Erd' und Himmel zusammen¬ 
stürzen wollten, wie ein Augenzeuge sagt. Im Sturmschritte fällt 
nun das preußische Fußvolk vom linken Flügel, unter Führung des 
Königs, auf die Infanterie des rechten Flügels der Franzosen. Zwei 
Grenadierbataillone kommen durch eine Seitenbewegung dem Feinde 
in den Rücken; das Flankenfeuer, das er unverhofft empfängt, bestürzt 
und verwirrt ihn. Er wirft sich auf seinen linken Flügel, wo die 
Reichsvölker stehen. Die Verwirrung ist unsäglich; wie Würgengel 
fallen die preußischen Schwadronen über diesen Menschenknäuel her; 
Flucht oder Tod ist jetzt die Losung. Selten ist eine so glorreiche 
Schlacht so rasch und mit so wenig Opfern geschlagen worden. Schon 
gleich anfangs waren die buntgemischten Reichsvölker wie Spreu vor¬ 
dem Winde auseinander gestoben; nach kaum anderthalbstündiger 
Gegenwehr wenden auch die Franzosen den Rücken. Es war ein 
dahinstürzender Strom, ein Meer von Verfolgten und Verfolgern, 
und nur die früh einbrechende Novembernacht rettete die Trümmer 
des feindlichen Heeres. Die wilde Jagd, der sie ein Ziel setzte, ward 
am folgenden Tage wieder fortgesetzt. Merkwürdigerweise büßte der 
Feind nur 600 bis 700 Mann an Toten, dagegen 2000 an Ver¬ 
wundeten und 5000 an Gefangenen ein, unter denen weit über 300 
Offlziere; dazu kam eine gute Zahl Kanonen, Fahnen und Standarten 
samt großem Kriegsvorräte. Friedrichs eigener Verlust betrug nicht 
mehr als 91 Tote und 274 Verwundete. Als man das französische
	        
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