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Dritte Periode. 
tull war der erste (60 I. v. C.), der dem KallimachuS 
von Alexandrien Eleaieen nachbildere. Seinem Vorbilde ver¬ 
dankte er den griechischen Charakter der Form, seilten eig¬ 
nen Talenten aber die Wahrheit und Innigkeit der Gefühle, 
die er jedoch nicht selten dem alexandrinischen ausgearteten Ge¬ 
schmacks aufopfert. Rur wenige und minder bedeutende Ma¬ 
drigale sang er als unabhängiger Dichter; feine übrigen leich¬ 
ten Oden und naiven Lieder sind fämmtlich aus dem Grie¬ 
chischen überseht, oder griechischen Originalen, aber mit 
Geist und Geschmack, nachgeahmt. 
S-lkststandlger als in der Poesie waren die Römer in 
der Beredsamkeit. Zwar schlug auch hier diel höhere 
Flamme der Begeisterung von Griechenland nach Italien her¬ 
über; aber kaum hatte man die Kraft der Sprache in den 
öffentlichen SraatSverhandlungen in den ersten Versuchen be¬ 
währt, als, besonders in dem Zeitalter des Cicero, daS 
Feuer der Beredsamkeit nicht selten das politische Leben mehr 
anfachte, bisweilen auch dasselbe so stark ergriff, daß von 
der Rednerbühne herab das Schicksal der ersten und mach- 
tigsien Männer Roms entschieden ward. 
D>e republikanische Beredsamkeit der Römer war ein¬ 
fach, schmucklos, und das Werk der zufälligen Bildung 
einzelner Staatsmänner gewesen, bls drei große griechische 
Redner (i55 v. C), der akademische Philosoph Karnea- 
des, der Stoiker Diogenes, und der Peripatetiker Kci¬ 
to laus als Gesandte von Athen in Rom ausrreten, und 
den Sinn für Beredsamkeit bei den Römern anregen. Den¬ 
noch ^dauerte es bis aus Cicero (t 44 v. C.), ehe sie den 
Gipfel
	        
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