Full text: Vom Beginne des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 3, [Schülerband])

As 
im 
168 
Dritter” Zeitraum. 
Erhebungen statt. Hiedurch eingeschüchtert, ersetzten die deutschen 
Fürsten die reaktionären Minister durch liberale («Märzminister») 
and gab der Bundestag seine Zustimmung zur Wahl ‚von Abgeord- 
neten, die eine neue Reichsverfassung entwerfen sollten. Im Mai 1848 
trat .die konstituierende deutsche National - Versammlung unter 
anermeßlichem Jubel der Bevölkerung in Frankfurt zusammen; es 
ist die vornehmste deutsche Versammlung, die es je gegeben hat, 
reich an hervorragenden Gelehrten und Dichtern (z. B. Arndt, Uhland), 
aber arm an eigentlichen Staatsmännern. Ohne sich um den Bundestag, 
der es als gesetzgebende Volksvertretung anerkannte, weiter zu 
zümmern, wählte das Parlament bis zur Feststellung der Verfassung 
den volkstümlichen Erzherzog Johann zum Heichsverweser, worauf 
sich der Bundestag auflöste. Sodann schritt es (S. 107) an die lang- 
wierige Beratung der Grundrechte des deutschen Volkes (Preß- 
freiheit, Schwurgerichte, Rechtsgleichheit usw.); sie sind fast durch- 
aus in die jetzige Gesetzgebung Österreichs und Deutschlands über- 
gegangen, Als sodann die Frage des Reichsoberhauptes zur Verhandlung 
kam, siegten die K/eindeutschen mit geringer Mehrheit über die 
‚Großdeutschen. Während die letzteren Österreich und Deutschland 
zu einem Staate vereinigen und daher Österreich an die Spitze des 
Reiches stellen wollten, strebten die ersteren die Einigung Deutsch- 
lands unter preußischer Führung und die Herstellung eines engen 
Bundesverhältnisses mit Österreich an. Als aber eine Abordnung des 
Reichstages Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anbot, lehnte er 
ze ab, da er weder den. Grundsatz der Volkssouveränität anerkennen 
aoch einen Krieg mit Österreich hervorrufen wollte. Nachdem in- 
folge des letzten Reichstagsbeschlusses die Österreichischen Abgeord- 
neten und auch viele andere ausgetreten waren, verlegte das radi- 
tale Rumpfparlament seinen Sitz nach Stuttgart, wurde aber bald 
darauf durch Militärgewalt aufgelöst.! Einzelne Aufstände in Dresden, 
in der Rheinpfalz und in Baden wurden durch den preußischen 
Prinzen Wilhelm, den späteren Kaiser, mit geringer Mühe unter- 
drückt und der Reichsverweser legte seine Schattengewalt nieder. 
Preußen versuchte nunmehr die norddeutschen Fürsten zu einem 
engeren Bunde («Union») zu bestimmen, doch scheiterten die Ver- 
suche an deren Abneigung gegen eine Beschränkung ihrer Macht: 
‘* Die Bedeutung des Parlamentes wurde besonders durch den Sturz der 
‚adikalen Regierung in Paris infolge der Junikämpfe und die Siege Radetzkys 
in Italien zu Falle gebracht.
	        
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