Full text: Auswahl aus der deutschen Dichtung in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Teil 4a = Erg.-Bd. (Poesie))

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O daß du's immer fester webest! 
O ziehe nicht die Hand zurück, 
Die du zum Heil mir ausgestrecket! 
Du leitest mich zu meinem Glück; 
Gib, daß dazu kein Weg mich schrecket. 
Soll ich mit ihr auf Rosen gehn? 
Den Dornenpfad? Ich geh' in Frieden. 
Und sollen wir getrennt hier stehn, 
Laß uns im Himmel ungeschieden. 
2. Der Kranz der JVTutter. 
Die Kinder schmücken sich mit Kränzen, 
Sie selber sind der Mutter Kranz; 
Sie treten an zu Ringeltänzen, 
Das ist der Mutter Freudentanz. 
Sie sieht die jungen Augen glänzen, 
Das gibt den ihren neuen Glanz: 
Wem gute Götter so ergänzen 
Des Lebens Lust, dem ist sie ganz. 
3» Hus „Kindertotenlieder“. 
I. 
1. Wenn zur Tür herein 
Tritt dein Mütterlein 
Mit der Kerze Schimmer, 
Ist es mir, als immer 
Kämst du mit herein, 
Huschtest hinterdrein 
Als wie sonst ins Zimmer. 
2. Träum' ich, bin ich wach, 
Oder seh' ich schwach 
Bei dem Licht, dem matten? 
Du nicht, nur ein Schatten 
Folgt der Mutter nach. 
Immer bist du, ach, 
Noch der Mutter Schatten. 
II. 
1. Du bist vergangen, eh' ich's gedacht, 
Wie eine Blume verblüht über Nacht. 
2. Wie eine Blum' über Nacht verblüht, 
Auf die umsonst der Frühtau sprüht. 
3. Es sprüht umsonst der frühe Tau, 
Wie auf dich meine Tränen lau. 
4. Es sprühn meine Tränen lau auf dich, 
Und du bist nicht erwacht für mich. 
5. Und du bist nicht für mich erwacht, 
Meine Blume, verblüht über Nacht!
	        
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