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Theseus.
Heldentaten. Ruf seiner Fahrt kam er über die Meerenge von Korinth. Ge¬
fährliche Riesen machten hier die Straße unsicher. Km Felsenwege lauerte Periphetes
mit eherner Keule; er schlug jeden Wandrer zu Boden. 3m Walde lag Sinnis; er
bog die Wipfel zweier Fichten zusammen, band die Menschen mit ihren Füßen an
die Wipfel, ließ dann die Fichten emporschnellen und die Opfer zerreißen. — Hm
Strande kauerte Skiron; er zwang den Wandrer, ihm die Füße zu waschen, und stieß
ihn zum Lohne mit einem Fußtritt ins Meer. — vor seiner höhle saß prokrustes.
(Er legte die kleinen Menschen in ein großes Bett und reckte ihnen die Glieder so
lange, bis sie das Bett ausfüllten; große Menschen warf er in ein kleines Bett
und verstümmelte ihnen ihre Glieder so weit, bis auch sie in ihr Bett paßten. —
Theseus tötete jedes dieser Ungeheuer auf die gleiche weise, wie sie selber bisher den
Menschen den Tod bereitet hatten.
Hahrt nach Kreta. König Rgeus erkannte ihn an den Waffen und den Sandalen
und nahm ihn freundlich auf. Doch in Rthen herrschte Trauer und wehklage. Schon
lange mußten die Rthener in jedem neunten Iahre dem mächtigen Könige Minos
von Kreta schweren Tribut geben, nämlich sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen,
waren die Unglücklichen in Kreta angelangt, so fielen sie einem Ungeheuer, halb
Stier, halb Mensch, zum (Dpfer; das war der Minotauros (d. H. Stier des Minos).
Minos hatte ihm einen riefengroßen Palast mit einem wirrsal von Gängen und
Räumen, das gefürchtete Labyrinth, erbauen lassen. Darin hauste der Minotauros.
wer dort hineingeriet, verirrte sich und wurde von dem Ungeheuer getötet.
Eben lag wieder im Hafen von Rthen das kleine Schiff mit den schwarzen Segeln
zur traurigen Fahrt nach Kreta bereit. Da kam Theseus. (Er war sofort entschlossen,
das Land von dem Tribut zu erlösen. Freiwillig segelte er mit nach Kreta. (Er ge¬
wann dort die Liebe der Königstochter Rriadne. Sie steckte ihm einen Knäuel roter
wolle zu. (Er knüpfte das Ende des „Rriadnefadens" am (Eingänge des Labyrinthes
fest und drang nun in die Irrgänge hinein, indem er gleichzeitig den Wollenknäuel
abwickelte. Endlich traf er den Minotaurus, tötete ihn und fand sich glücklich wieder
ins Freie.
DOS Schicksal des Agens, „nimmer nahet im Leben das Glück lauter und frei
von Leide." Beim Rbschied hatte der Held dem treu besorgten Rgeus ein versprechen
gegeben: wenn er glücklich wieder heimkehrte, wollte er statt des schwarzen Segels
ein weißes aufziehen. Dies vergaß er. Rm Ufer des Meeres erwartete Rgeus das
wohlbekannte Schiff. RIs es endlich auftauchte, trug es noch immer das Trauerzeichen.
Da glaubte der unglückliche König, Theseus habe den Tod gefunden, und er stürzte
sich in die Fluten. Nach Rgeus wurde dieses Meer das Rgäische Meer genannt.
Nun wurde Theseus König V0N Rthen. Doch eine größere zusammenhängende
Stadt gab es damals noch nicht, vielmehr wohnte die Bevölkerung, nach Geschlech¬
tern getrennt, in einzelnen Ortschaften. Theseus bewog seine Untertanen, daß sie
ihre wohnplätze zusammenlegten. Ruf solche weise ist Rthen erst entstanden.
Daher feierte man Theseus als den eigentlichen Begründer der Stadt
Rthen.