Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

110 Annette Freiin von Droste-Hülshoff. 
Ich fuhr empor und schüttelte mich dann, 
Wie einer, der dem Scheintod erst entrann, 
Und taumelte entlang die dunklen Hage, 
Noch immer zweifelnd, ob der Stern am Rain 
Sei wirklich meiner Schlummerlampe Schein, 
Oder das ew'ge Licht am Sarkophage. 
Das Hirtenfeuer. 
Dunkel, dunkel im Moor, 
Über der Heide Nacht, 
Nur das rieselnde Rohr 
Neben der Mühle wacht, 
Und an des Rades Speichen 
Schwellende Dropsen schleichen. 
Unke kauert im Snmps, 
Igel im Grase duckt, 
In dem modernden Stumps 
Schlafend die Kröte zuckt, 
Und am sandigen Hange 
Rollt sich fester die Schlange. 
Was glimmt dort hinterm Ginster 
Und bildet lichte Scheiben? 
Nun wirft es Funkenflinster, 
Die löschend niederstäuben; 
Nun wieder alles dunkel — 
Ich hör' des Stahles Picken, 
Ein Knistern, ein Gefnnkel, 
Und aus die Flammen zücken. 
Und Hirtenbuben hocken 
Im Kreis umher, sie strecken 
Die Hände, Torfes Brocken 
Seh ich die Lohe lecken; 
Da bricht ein starker Knabe 
Aus des Gestrüppes Windel 
Und schleifet nach im Trabe 
Ein wüst Wachholderbündel.
	        
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