110 Annette Freiin von Droste-Hülshoff.
Ich fuhr empor und schüttelte mich dann,
Wie einer, der dem Scheintod erst entrann,
Und taumelte entlang die dunklen Hage,
Noch immer zweifelnd, ob der Stern am Rain
Sei wirklich meiner Schlummerlampe Schein,
Oder das ew'ge Licht am Sarkophage.
Das Hirtenfeuer.
Dunkel, dunkel im Moor,
Über der Heide Nacht,
Nur das rieselnde Rohr
Neben der Mühle wacht,
Und an des Rades Speichen
Schwellende Dropsen schleichen.
Unke kauert im Snmps,
Igel im Grase duckt,
In dem modernden Stumps
Schlafend die Kröte zuckt,
Und am sandigen Hange
Rollt sich fester die Schlange.
Was glimmt dort hinterm Ginster
Und bildet lichte Scheiben?
Nun wirft es Funkenflinster,
Die löschend niederstäuben;
Nun wieder alles dunkel —
Ich hör' des Stahles Picken,
Ein Knistern, ein Gefnnkel,
Und aus die Flammen zücken.
Und Hirtenbuben hocken
Im Kreis umher, sie strecken
Die Hände, Torfes Brocken
Seh ich die Lohe lecken;
Da bricht ein starker Knabe
Aus des Gestrüppes Windel
Und schleifet nach im Trabe
Ein wüst Wachholderbündel.