Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Annette Freiin von Droste-Hülshoff. 
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Wär' ich ein Jäger auf freier Flur, 
Ein Stück nur von einem Soldaten, 
Wär' ich ein Mann doch mindestens nur, 
So würde der Himmel mir raten; 
Nun muß ich fitzen fo sein und klar, 
Gleich einem artigen Kinde, 
Und darf nur heimlich lösen mein Haar 
Und lassen es flattern im Winde! 
Samstag. 
(Aus „Des alten Pfarrers Woche") 
Wie funkeln hell die Sterne, 
Wie dunkel scheint der Grund, 
Und aus des Teiches Spiegel 
Steigt dort der Mond am Hügel 
Grad' um die elfte Stund'. 
Da hebt vom Predigthefte 
Der müde Pfarrer sich; 
Wohl war er unverdrossen, 
Und endlich ist's geschlossen 
Mit langem Federstrich. 
Nun öffnet er das Fenster, 
Er trinkt den milden Duft 
Und spricht: „Wer sollt' es sagen, 
Noch Schnee vor wenig Tagen, 
Und dies ist Maienluft." 
Die strahlende Rotunde 
Sein ernster Blick durchspäht, 
Schon will der Himmelswagen 
Die Deichsel abwärts tragen: 
„Ja, ja, es ist schon spät!" 
Und als dies Wort gesprochen, 
Es fällt dem Pfarrer aus, 
Als müss' er eben deuten 
Ans sich der ganz zerstreuten, 
Arglosen Rede Laus. 
Consbruch u. Klincksieck, Deutsche Lyrik. 
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