Vorwort.
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Schüler hat, braucht hier nicht ausgeführt zu werden. Das
Resultat ist, daß abgesehen von einigen Oden Klopstocks,
den Gedichten Goethes und Schillers, die Lyrik auf der Oberstufe
so gut wie ganz verschwindet — sehr zum Schaden der Sache.
Dem gegenüber betonen die preußischen Lehrpläne von 1901
mit vollem Recht: „Die im Lesebuche der unteren und mittleren
Klassen dargebotenen Proben neuerer Dichter sind in geeigneter
Weise zusammenzustellen, zu ergänzen und zu würdigen." Die
Lösung dieser Aufgabe will unser Buch ermöglichen. Da es
sich um eine Ergänzung handelt, sind von denjenigen Dichtern,
die aus den Mittelklassen her genügend bekannt sind, wie Arndt,
Körner, Ahland, Chamisso, nur verhältnismäßig wenige Gedichte
gewählt und zwar solche, die für diese Stufe besonders geeignet
scheinen; mehr mußte bei denen geboten werden, die fast oder
ganz neu hier der Jugend entgegentreten, zumal wenn ihre
Werke nicht leicht zu beschaffen sind: denn die Schüler sollen
sich in diese eben erst einlesen. Kommen auch die modernsten
Dichter zu Wort, so geschah das, weil die Jugend zu einem
Arteil über die dichterischen Bestrebungen unserer Zeit besser
durch Darbietung des wirklich Guten erzogen wird als durch
ablehnende Polemik. Die Sammlung mußte natürlich erheb¬
lich mehr enthalten, als aus der Schule wirklich besprochen
werden soll; möchte sie doch nicht mit den Schulbüchern als
abgetan bei Seite gelegt werden, sondern womöglich zu einer
selbständigen Vertiefung anregen. Andrerseits durfte sie nicht
zu reichhaltig sein, um nicht mehr zu verwirren als zu
unterrichten. Immerhin mußten die verschiedenen Richtungen
der Lyrik zur Erscheinung kommen, auch wenn ihre Vertreter
nicht immer Dichter ersten Ranges waren. Bei den einzelnen
Dichtern wiederum waren die verschiedenen Seiten ihrer Tätig¬
keit vorzuführen. In der Anordnung haben wir uns bemüht,
so weit möglich, die zeitlichen und literarischen Zusammenhänge
hervorzuheben.
Die Benutzung ist so gedacht, daß diese Sammlung nicht
nur die Grundlage bildet für einen kurzen Überblies in der
Prima, sondern auch während der letzten drei Jahre gelegent¬
lich herangezogen wird. An solchen Gelegenheiten wird es bei
der Behandlung der beiden klassischen Blüteperioden so wenig
fehlen als namentlich bei der Prwatlektüre.
Die Texte beruhen auf den Originalausgaben der Dichter.
Wünsche betreffend Änderungen oder Erweiterungen werden
die Herausgeber stets dankbar entgegennehmen und in sorg¬
fältige Erwägung ziehen.
Äalle a. S., September 1903.
Oie Herausgeber.