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Ach, Mutter, gib ihm was, ihn friert!“ —
Das hat kein' Lil', erst labß 'mal sehn:
Was fällt dir bei dem Spatz wohl ein?
Meinst nicht, es könnt' dĩr auch so gehn?
Lind, »wirdis dir wohl und geht's dir gut,
sag nicht: Ieh bin ein reicher Mann,
und iß nieht Braten alle Tag'!
s kommt anders, eh' du denkst daran.
Iß nieht das Knusprige vom Brot,
und wirf die weichen Krumen fort;
— 5 ist deine Art — es kommt ne Zeit,
du sehnst dich nach den Krumen dort.
Ein blauer Montag währt nicht lang,
die Wocehe hat noch manche Stund',
und manehe Woche läuft durchs Dork,
bis endlich kommt die letzte Stund'.
Und was in seiner Früblingszeit
man lernt, das ist fürs Leben doch!
Was man in seinem Sommer spart,
im spũten Herbst erquickt es noch.
Kind, denk mir dran, und halt dich gut! —
„Ach, Mutter, sieh, der Spatz will gehnl
So geh und streu' ihm Eirse hin,
er Lommt zurũück, du wirst es selin.
Alemannisehe Gedichte. 2. A. 8. 839. R. Reiniek nach J. P. Hebol.
164. Das Hheupferd.
Wer kennt nicht die kleinen, munteren Tierchen, die auf den
Wiesen fröhlich von Halm zu Halm hüpfen? Mil jedem Fußtritte
jagt man eine große Menge derselben auf. Es sind die kleinen Heu⸗
pferdchen! Aber wie kommen sie zu diesem Namen? Haben sie denn
Ahnlichkeit mit einem Pferde?
Beschauen wir sie uns genauerl — In der Tat, der Name
ist nicht schlecht gewählt. Der Kopf des Tieres ähnelt einem Pferde⸗
kopfe. Er steht senkrecht und ist groß und länglich. Ohren hat er
zwar nicht wie der Pferdekopf, dagegen ist er mit einem Paar Fühl⸗
hörner geschmückt, die fast so lang sind wie der ganze Körper. Uud
wie das Pferd mit seinem scharfen Gebiß Gras und duftige Kräuter
verzehrt, so vermag dasselbe unser Heupferdchen mit seinen Freß