IV 
Vorwort. 
stimmt worden, daß der Schüler lernen solle, daß es eine deutsche 
Philologie giebt. Dazu reicht aber nach unserer Überzeugung die Auf¬ 
nahme des Mittelhochdeutschen, über dessen Notwendigkeit für den 
Schulunterricht eine Frage nicht mehr besteht, vollkommen aus. Die 
beigegebene Übersicht der mittelhochdeutschen Formenlehre, welche ein 
selbständiges Verdienst nicht in Anspruch nehmen will, setzt daher für 
den Lehrer allerdings Kenntnis auch der gotischen und althochdeutschen 
Formenlehre in ihren Hauptsachen voraus1), hält sich aber von jeder 
direkten Beziehung auf diese Perioden der Sprache absichtlich völlig 
fern. Die Beigabe des Glossars statt worterklärender Anmerkungen 
bedarf keiner Rechtfertigung. 
Die Periode des 15. und 16. Jahrhunderts ist in größerem 
Maße berücksichtigt worden, als sonst wohl gebräuchlich ist. Wer 
aber mit uns weiß, wie selten gerade die Schriftsteller aus dieser 
Zeit mehr als bloß dem Namen nach bekannt sind, wird uns bei¬ 
stimmen, wenn wir unserer Jugend Männer wie Geiler, Brant und 
Sachs, von Luther und Fischart zu schweigen, nahe gebracht wissen 
wollen. Gerade für diese Zeit sind auch die den einzelnen Abschnitten 
vorangeschickten litterargeschichtlicken Notizen etwas ausführlicher 
geworden. In diesen soll überhaupt der Lehrer den Anhalt finden, 
lebensvolle Bilder dieser Männer zu geben, in welchen den Stolz 
unserer Nation zu sehen die traurige Oberflächlichkeit der gewöhnlichen 
systematisierenden Art unsere Jugend niemals angeleitet hat. Wir 
würden es nicht bedauern, wenn der ganze litterarhistorische Unterricht 
bei dieser ganzen Periode sich auf die Bekanntmachung mit diesen 
hervorragenden Geistern beschränkte. — Die beigegebene schematische 
Übersicht der Litteraturgeschichte soll zur Orientierung für reifere 
Schüler dienen. 
Die Abschnitte I—III [4. Aufl. III—V, S. 6—105.] halten wir 
vorzugsweise für Sekunda, welche das Pensum der Formenlehre zu 
bewältigen hat, den übrigen Teil dieses Bandes für Prima geeignet. 
Der zweite Teil wird die nachopitzische Zeit umfassen. 
Crefeld und Wesel, Ostern 1867. 
Die Herausgeber. 
0 Hier sei vor allem auf die trefflichen Paradigmen zur deutschen Grammatik 
von 0. Schade aufmerksam gemacht.
	        
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