1.78
Erster Zeitraum.
warum sollte es nicht auch auf dem großen Handelswege
von Ammonium bis Azab statt gefunden haben, da noch
jetzt air den Küsten des arabischen Meerbusens ähnliche
nomadische Stamme streifen?
Der r e l i g i ö se Kultus selbst, der in Meroc, Theben
und Ammonium herrschte, war der Dienst des AmmonS,
den die Griechen mit dein Jupiter verglichen; er entsprach
ganz dem einfachen Geiste des Alterthums und den örtlichen
Bedürfnissen. Die Priester trugen, erzählt D i o d o r, das
mit Edelsteinen besetzte Bild des Gottes in einem goldnen
Schisse herum, und das Volk feierte den Zug mit Lobge¬
sängen. Da sich nun unter den Ruinen von Theben, im
Tempel des Ofymandiaö, dieser Zug noch jetzt in einer
Abbildung vorfindet, und ähnliche Darstellungen die
Wände mehrerer ägyptischen Tempel bedecken, wie dies zur
Zeir des fr a n z o si sch e n F e l d z u g e s nach Aegypten von
den Gelehrten und Künstlern, die diesen Zug begleiteten,
geschildert ward; da ferner Plinius meldet, daß man,
wegen der vielen Felsen und Katarakten im Nil, zur Nil-
schiffahrt kleiner Schiffe sich bedient habe, die man, nach
ausgepackten Waaren, bei den Katarakten zusammenlegte
und auf den Schultern weiter trug, bis die Katarakten um¬
gangen waren, und die Waaren wieder eingeschifft werden
konnten; da diese letztere Sitte noch immer in Aegypten
gewöhnlich ist; so scheint daraus das Ergebniß hervorzuge¬
hen, daß der Dienst deS Ammons in seinem ersten Ursprünge
ein Symbol der Nilschiffahrt zwischen Meroe
und A e g y p t e n *) war! — Hohe w issenscha st l i ch e
Kultür darf aber weder in Aethiopien, noch in Aegypten
gesucht werden; keine geschichtliche Spur deutet darauf hin.
Nur das gelangte hier zum Daseyn und zur Reife, was
den örtlichen Verhältnissen angemessen war, wohin für Ka-
ravanenstamme einige astronomische Kenntnisse gehören.
Uebrigcns hatten die Aethiopier, nach Diodor's bestimm¬
tem Zeugnisse, keine B u ch sta b e n -, sondern nur B i l -
Heeren's Ideen rc. Th. 2, S. 47».