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dieser Winde entsteht die große Unregelmäßigkeit unseres Wind- und Weiterver¬
kaufes, in der als einzige Regel bis jetzt nur das sogenannte DrehungSgesetz von
dem berühmten Meteorologen D o v e aufgefunden worden ist. Diese regelmäßige
Drehung der Winde besteht darin, daß sie alle Richtungen von Nord über Ost,
Süd und West nach Nord durchlaufen. Denken wir uns, daß eine Nordströmung
den Anfang macht, so geht diese während ihres Verlaufes immer mehr in Ost¬
wind über. Als Ostwind vermag sie aber nun nicht mehr der oberen Süd¬
strömung zu widerstehen, diese dringt immer mehr nieder und wandelt den Ost¬
wind in Südost-, so wie endlich in Südwind um. Der Südwind wird nun durch
die Rotationsunterschiede nach und nach wieder zum Westwinde, und dieser wird
allmählich durch den Nordstrom überwunden. Aber die Dauer dieser fast regel¬
mäßig auf einander folgenden Winde ist keine regelmäßige. Bei uns dauert z. B.
der Westwind gewöhnlich am längsten. In der südlichen Hemisphäre ist die
Reihenfolge (Drehung) der Winde umgekehrt.
War nun die verschiedene Wärme die erste Ursache der Luftbewegungen, so
haben die Winde ihrerseits auch wieder einen Einfluß auf die Temperatur. Ein
anhaltender Nordwind bringt bei uns unfehlbare Kälte mit sich und umgekehrt
ein Südwind Wärme. Wenn es aber z. B. in Rußland durch Nordwinds kälter
wird, als bei uns, so sinkt die Luft dort, während sie hier steigt und gegen Ost
überfließt. Sie bildet dann in der Höhe eine Strömung nach Osten und wir am
Boden erhalten Ostwind. So wird die Wirkung zur Ursache, und dadurch wird
dann auch das Dove'sche Drehungsgesetz zuweilen gestört.
Könnte man mit einem Blicke den Zustand der Luft in allen Theilen, wenig¬
stens unserer Erdhälste, an der festen Oberfläche, wie in den oberen Regionen,
übersehen, so müßte es einem guten Physiker wohl gelingen, die zunächst bevor¬
stehenden Veränderungen des Windes und folglich auch des Wetters zu bestimmen.
Das wäre in gewissem Grade durch Verbindung sehr vieler metereologischer Sta¬
tionen durch elektrische Telegraphen möglich, und wer weiß, wohin es die Menschen
noch bringen.
Als dritte Grundbedingung des Wetters gilt der Feuchtigkeitszustand
der Luft. Damit stehen in unmittelbarem Zusammenhange die sogenannten
wässerigen Meteore: Thau, Reif, Wolken, Nebel, Regen, Schnee u. s. w.
Waflerdampf nennt man den gasförmigen, in der Luft unsichtbaren Zustand
des Wassers, im Gegensatze zu dem dunstförmigen sichtbaren. Selbst in der durch¬
sichtigsten Luft ist beständig Wasser als Dampf enthalten, bald mehr, bald weniger,
d. h. die Luft ist bald feuchter, bald trockener. Für jede Temperatur giebt es
aber ein bestimmtes Quantum, welches nicht überschritten werden kann. Ist dieses
Maximum des Feuchtigkeitszustandes erreicht, so sagt man, die Luft ist mit Feuch¬
tigkeit gesättigt. Dieses Maximum ist um so größer, je wärmer die Luft ist.
Wird daher eine mit Feuchtigkeit gesättigte Luft abgekühlt, so kann der Wasser-
dampf als solcher nicht mehr bestehen, er wird dann als Wasser niedergeschlagen.
Geschieht das in der Nähe oder durch die Nähe eines festen Körpers, so beschlägt
dieser mit einer Wasierhaut, er bethaut, so die Fensterscheiben im Winter, so die
Erdoberfläche in kalten Nächten; sinkt die Temperatur unter 0, so wird aus dem
Thau Reif, aus dem Hauche am Fenster eine Eisblume. Geschieht es in der
Mitte der Luft selbst, so bilden sich kleine Wafferbläschen oder Eiskrystalle, aus
welchen z. B. bestehen, was man Dunst, Rauch, Wolken und Nebel nennt. Die
Wolkenbildung ist das hervorstechende Resultat der Abkühlung feuchter Atmosphäre
in mittleren Regionen; senken sich die Wolken bis zu unserem Standpunkte herab,
so pflegen wir sie Nebel zu nennen. Wird die Bläschenbildung in den Wolken zu