Object: Bilder aus den deutschen Kolonien

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Den Platz dafür habe er ausgesucht, nur könne er in der nächsten Woche 
noch kein Haus bauen, da er gerade von den durchziehenden Offizieren sehr 
in Anspruch genommen sei. Aber wenn wir Träger, Lebensmittel u. dergl. 
brauchten, wolle er das sofort besorgen. Aus dem „Heidenfreund." 
4« Audienzen beim König von Bornum. 
Drei Missionare machten im November und Dezember 1905 eine Reise 
nach Bali und Bamum, um die Verhältnisse im Grasland durch eigene An- 
schauung kennen zu lernen. 
In Bali wurden sie von den Missionaren aufs herzlichste empfangen 
und waren froh, nach den Strapazen der Reise wieder in einem Hause mit 
geordneten Verhältnissen wohnen zu können. 
Einer der Missionare schreibt über die Eindrücke im Grasland it. a.: 
In der Schule zu Bali, in der sich auch der König einstellte, durften 
wir uns überzeugen, daß die Schüler in der biblischen Geschichte, besonders 
im Alten Testament, schon recht zu Hause sind. Auch im Lesen, Schreiben 
und Rechnen sind schon Fortschritte zu verzeichnen. Vor allem wird der 
Gesang gepflegt. Man hat schon eine ganze Anzahl Lieder in die Bali- 
spräche übertragen, und die Schüler singen einige dreistimmige Lieder ganz 
ordentlich. Gegenwärtig ist man daran, eine Fibel und die biblische Ge- 
schichte zu drucken. 
Wenn auch der König keine so großen Erfolge im Lernen mehr erzielen 
wird, wie seine jugendlichen Untertanen in der Schule, so bekommt er doch 
allmählich einen weiteren Blick, wird auch auf die heidnischen Schäden auf- 
merksam und lernt sie anders beurteilen. Im Gegensatz zu vielen seiner 
Untertanen ist der Balikönig sehr fleißig, er geht selbst auf seine Felder und 
beaufsichtigt seine Arbeiter und Weiber. Auch beim Bauen der Schulhäuser 
oder der Kapelle stellt er sich ein und schaut, daß alles recht gemacht wird. 
Nachdem wir uns vier Tage in Bali umgesehen hatten, brachen wir 
nach Bamum auf. Zwei Freunde begleiteten uns. Da die Schüler Ferien 
bekommen hatten, schlössen sich ihrer viele uns an angeblich als Träger, 
hauptsächlich aber in der Hoffnung, beim Fluß Nun würden Flußpferde 
erlegt werden und es werde dann viel Fleisch zu essen geben. Auf der Rück- 
reise wurde ihr Wunsch erfüllt, und jeder trug triumphierend sein Stück 
rohes Fleisch nach Hause, das bald eiueu pestilenzialifcheu Geruch verbreitete, 
so daß wir es kaum in der Nähe unserer Träger aushalten konnten. 
Am fünften Tage sollten wir Bamum sehen. Der Tag war sehr heiß, 
Wasser spärlich, der Weg staubig. Bamum ist eine große befestigte Stadt. 
Früher sollen Reiter vom Norden gekommen sein und die Stadt zweimal 
niedergebrannt haben, weshalb der Großvater des jetzigen Königs die Stadt 
befestigt hatte. 
Der König begrüßte uns, entschuldigte sich auch, daß er uns nicht ent- 
gegengekommen sei, er habe aber gar nichts von unserem Kommen gewußt. 
Darauf ließ er uns in unsere Herberge bringen, die luftig und geräumig war. 
Kaum waren wir in unserm Quartier, als auch schon zwanzig Ab- 
gesandte des Königs kamen und Begrüßungsgeschenke brachten. Auch an den
	        
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