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Unter den Jambischen versen sind die zue föderste zue setzen, welche 
man Alexandrinische, von jhrem ersten erfinder, der ein Italiener soll ge¬ 
wesen sein, zue nennen pfleget, und werden an statt der Griechen und Römer 
heroischen verse gebraucht... 
Der weibliche verß hat dreyzehen, der männliche zwölff sylben; wie der 
iambus trimeter. Es muß aber allezeit die sechste splbe eine 6S68U1- oder 
abschnitt haben, und niaseuliwW torruinationis, das ist, entweder ein ein- 
splbig wort sein, oder den aeeout in der letzten sylben haben. .. 
Die reimen deren weibliche verß eilst sylben, vnd die männlichen zehen 
haben, nennen die Frantzosen vor8 communs oder gemeine verse, weil sie 
bey jhnen sehr im brauche sind. Wie aber die Alexandrinischen verse aufs 
der sechsten sylben, so haben diese auff der vierdten ihren abschnitt... 
Weil die Sonnet vnnd Quatrains oder vierversichten epigrammata fast 
allezeit mit Alexandrinischen oder gemeinen versen geschrieben werden, (denn sich 
die andern fast darzue nicht schicken) als wil ich derselben gleich hier erwehnen. 
Wann her das Sonnet bey den Frantzosen seinen namen habe, wie es 
denn auch die Italiener so nennen, weiß ich anders nichts zue sagen, als 
dieweil Louuor klingen oder wiederschallen, vnd 80N6tts eine klingel oder 
schelle Heist, diß getichte vielleicht von wegen seiner hin vnd wieder geschrenckten 
reime, die fast einen andern laut als die gemeinen von sich geben, also sey 
getausfet worden. Vnd bestetigen mich in dieser Meinung etzliche Holländer, 
die dergleichen carmina aufs ihre spräche klincgetichte heissen: welches wort 
auch bey vnns kan auffgebracht werden; wiewol es mir nicht gefallen wil. 
Ein jeglich Sonnet aber hat viertzehen verse, vnd gehen der erste, vierdte, 
fünffte vnd achte auff eine endung des reimens auß; der andere, dritte, 
sechste vnd siebende auch auff eine. Es gilt aber gleiche, ob die ersten vier 
genandten weibliche termination haben, vnd die andern viere männliche: oder 
hergegen. Die letzten sechs verse aber nrögen sich zwar schrencken wie sie 
wollen; doch ist an: bräuchlichsten, das der neunde vnd zehende einen rein: 
machen, der eilffte und viertzehende auch einen, vnd der zwölffte vnd drey- 
zehende wieder einen... 
2. Paul Fleming (1609—1640). 
Geist- vnd Weltliche Poemata. Lübeck 1651. (Jena 1660.) Lappenberg (Bibliothek des 
Lit. Vereins zu Stuttgart. Bd. 82/83). Kürschner, Bd. 28. Reclarn. 
I. Aus den Oden. 
1. Laß dich nur nichts nicht tauren (I, 1). 
LAß dich nur nichts nicht tauren 
mit trauren, 
sey stille, 
wie GOtt es fügt, 
so sey vergnügt, 
mein Wille. 
Was wilst du heute sorgen, 
auf Morgen, 
der eine 
steht allem für, 
der giebt auch dir, 
das deine. 
Heydtmann-Keller, Deutsches Lesebuch, I. 
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