fullscreen: Schlesien (Theil 1)

Daher sind manche Gegenden an der Oder unsicher in 
ihrem Ertrage. Am reißendsten und zerstörendsten sind die 
Glazer Neiße und der Bober. Ja, die kleinsten Gebürgs- 
bäche, die im Sommer oft ganz austrocknen, steigen nach 
Gewittern nicht selten so hoch, daß sie Häuser wegreißen. 
Das Wasser in den Gebürgsbächen ist sehr hell und klar, 
das in den Flüssen des platten Landes, und namentlich in 
denen auf der rechten Oderseite, ist meist trübe und von 
schmutzigem Ansehen. 
IV. Luft. Es ist ein Gesetz in den Gegenden, worin 
wir wohnen, daß es nach Norden hin allmälig kälter und 
nach Süden hin allmälig wärmer wird. Schlesien nähert 
sich mehr den kälteren als den wärmeren Ländern, und man 
unterscheidet recht deutlich die vier Jahreszeiten darin. Der 
Frühling ist selten anhaltend freundlich; die größte Dürre 
trifft man gewöhnlich im Juni, die größte Hitze im Juli 
und August. Der September und die erste Hälfte des Ok¬ 
tobers bringen in der Regel daß heiterste Wetter; das Ende 
des Oktobers, der November und der Anfang des Dezem¬ 
bers führen gern Regen mit sich. In dem Ausgange des 
Dezembers, im Januar und Februar tritt meistentheils die 
größte Kälte ein. März, April und Mai liefern bisweilen 
sehr schönes Wetter, das indeß häufig von schlechtem unter¬ 
brochen wird. Oberschlesien ist nicht wärmer als Nieder¬ 
schlesien, wie man glauben sollte, sondern kälter; theils 
wegen des kältern, saurern BodenS, theils wegen der ge¬ 
ringern Bebautheit. Je höher eine Gegend liegt, desto käl¬ 
ter ist sie. Darum sind die hohen Gebürgsgegenden sehr 
kalt, sie enthalten bis in den Sommer hinein Schnee; ja, 
in einigen Schluchten, z. B. in den Schneegruben, im Elb¬ 
grunde u. s. w., schmilzt derselbe das ganze Jahr nicht. 
Daß Hochgebürge hat eigentlich keinen Sommer, sondern 
nur einen Frühling, der in den Herbst übergeht. Da Schle-
	        
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