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herrscht ein Etwas, welches Furcht gebietet." „Vor ihm beugt sich mein
Geist in Demuth."
4. Also wird Makbeth von der Ehrsucht zu Verbrechen hingerissen,
während Banko der Versuchung widersteht. In factis, non in gloria, ho-
nestum positum sequitur. „Verlier' ich keine Ehre, indem ich sie zu
gewinnen suche, so nehm' ich Rath an." „Oft, um ins Verderben zu locken,
verkündet Wahrheit der Hölle Mund."
5. Und Makbeth beweist Anfangs zum VerbrechemUeben weniger Muth,
als er in den Schlachten bewiesen hat, und besitzt zu wenig Bosheit, um
seinem Ehrgeiz mit allen Mitteln zu fröhnen: aber allmählig verschwindet
nicht allein die „Milch der Menschenliebe", sondern er setzt auch das Jenseits
daran, wenner nur vor den diesseitigen Folgen bewahrt bleiben kann.
6. Banko hat ihn durchschaut, und weil er ihn durchschaut hat und
größer ist, muß er sterben, p. 75. 79.*) Nach dessen Entfernung fürchtet
er Niemand mehr.
7. Wer von Beiden ist nun der Sieger?
„Kleiner als Makbeth und größer,
So glücklich nicht und doch viel glücklicher!" p. 17.
XXVIII. Makbeth der Verbrecher.
I. Die begangene That verwandelt den Charakter Makbeths: der vor¬
her edle Held, dessen Herz voll „Milch der Menschenliebe" war, wird ein
blutiger Tyrann: p. 133. Ein Späher ist in jedem Haus. p. 105. Dazu
treibt ihn nach einander:
1. Die Furcht, p. 87. „In Aengsten sein Mahl genießen, im
Drucke banger Träume schlafen." „Böses wird durch Böses nur entschieden."
p. 89. Die Furcht vor Entdeckung durch Bäume, Elstern rc., hegt er
gleich anfangs, p. 103. „Alles opfr' ich, um mich selbst jgu wahren" p. 105.
2. Reue, die immer wieder durch einen neuen Rausch betäubt
werden muß, p. 55. 65. „Ihm fehlt der Balsam aller Wesen, der Schlaf"
p. 105. Das macht ihn zu einem Visionär p. 49. 97. „Mein Gemahl,"
sagt Lady, „ist oft so, und war's von Jugend auf." Dem ist jedoch nicht
so, denn als er völlig entschieden ist, ruft er: „Nur keine Geister
mehr!" p. 125.
3- Die Sicherheit, p. 107. „Er achtet nicht Geschick noch Tod,
der Weisheit noch der Furcht Gebot, denn — allezeit ist des Menschen
Erbfeind Sicherheit." „Sei furchtlos, Makbeth, denn kein Weibgeborner
hat Macht an dir" p. 161.
II. Diese Sicherheit macht, daß er bei aller Vorsicht alle irgend ge¬
fährlich Scheinenden bei Seite schafft, und gerade dadurch seine Gegner
sich erzieht und zu einer Macht verstärkt, der er nicht mehr gewachsen
sein kann. So wird er von der Hölle selbst, der er sich verschrieben hat,
überlistet.
*) Citate nach der Simrock'schen Uebecsetzuug.
i
Hartung. Themata.