Hilfsmittel für den lehrMnmäjngen deutschen
Unterricht.
A. Altdeutsche Sprache und Literaturproben.
Einleitung.
1. Indogermanisch, Germanisch, Deutsch.
Unsere deutsche Muttersprache ist ein Zweig des indogermanischen
Sprachstammes, dessen Ursprung sich nicht sicher bestimmen läßt. Seit
vorgeschichtlicher Zeit ist er in Westasien und Europa heimisch, von Europa
aus hat er sich seit dem 16. Jahrhundert auch über Amerika und Australien
verbreitet. In Asien gehören zu der Gruppe der sprachverwandten Jndo-
germanen die Inder, Jranier (Perser, Kurden, Afghanen u. a.) und
Armenier, in Europa die Griechen, Albanesen, Romanen, Kelten,
Litauer, Slawen und Germanen. Nur wenige Völker Europas, z. B. die
Finnen, Magyaren und Türken, sind dem deutschen Volke nicht sprach-
verwandt.
Einige der indogermanischen Völker sind heute auf ein nur kleines
Gebiet unseres Erdteils beschränkt: so die Kelten, deren Reste nur noch
in Irland, Schottland, Wales und der Bretagne anzutreffen sind, die
Litauer, die heute nur noch in Ostpreußen, Kurland und Livland wohnen,
und die Griechen in Griechenland, heute zum Unterschied von den alten
Griechen Neugriechen genannt. Andere Völker haben dagegen eine weit
größere Verbreitung in Europa. Im Süden und Westen sitzen die
Portugiesen und Spanier, die Franzosen und Südbelgier (Wallonen), die
Italiener und Rhätoromanen, mehr östlich die Rumänen, alle mit dem Ge¬
samtnamen Romanen Gebiete des ehemaligen römischen Reiches bewohnend,
dessen Sprache, das Volkslatein, ihren Landessprachen zugrunde liegt.
Das Portugiesische wird auch in Brasilien, das Spanische im übrigen Süd- .
amerika und in Mittelamerika, das Französische in Kanada gesprochen.
Zu den Slawen zählen die Russen und Rnthenen, die Polen, die Wenden
in der Lausitz, die Tschechen in Böhmen und Mähren, die Slowaken, die
Slowenen im Osten der östreichischen Alpen, die Kroaten und Slawonier und
auf der Balkanhalbinsel die Bulgaren und Serben (in Serbien, Bosnien,
Lesebuch f. höhere Lehranstalten. VH. 8. Ausl. 1