Full text: Deutsche Dichtung in der Neuzeit (Abt. 2)

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Anhang I. 
Volkslieder. 
1. Liebeslieöer. 
1. Das Ringlein. 
Ludwig Uh land, Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder. Stuttgart und Tübingen (Cotta), l 184 t, II 1845, 
I, S. 47. 
1. Es stet ein Lind in jenem Tal, 
Ist oben breit und unden schmal. 
2. Ist oben breit und unden schmal, 
Daraus da sitzt Frau Nachtigall. 
3. „Du bist ein kleines Waldvögelein, 
Du sleugst den grünen Wald aus und ein. 
4. Frau Nachtigall, du kleines Waldvögelein, 
Ich wollt, du sollst -mein Bote sein. 
5. Ich wollt, du sollst mein Bote sein 
lind fahren zu der Herzallerliebsten mein." 
6. Frau Nachtigall schwang ihr Gefieder aus, 
Sie schwang sich für eins Goldschmieds Haus. 
7. Da sie kam für des Goldschmieds Haus, 
Da bot man ihr zu trinken heraus. 
8. „Ich trink kein Bier und auch kein Wein, 
Dann *) bei guten Gesellen frisch und fröhlich 
sein. 
9. Ach Goldschmied, lieber Goldschmied mein, 
Mach mir von Gold ein Ringelein! 
10. Mach mir von Gold ein Ringelein! 
Es gehört der Herzallerliebsten mein." 
11. Und da das Ringlein war bereit, 
Groß Arbeit war daran geleit2). 
12. Frau Nachtigall schwang ihr Gefieder aus, 
Sie schwang sich für eins Burgers Haus. 
13. Da sie kam wohl für des Burgers Haus, 
Da lugt das braun Maidlein zum Fenster aus. 
14. „Gott grüß euch, Jungfrau hübsch und 
fein, 
Da schenk ich euch ein Ringelein." 
15. Was schenkt sie dem Knaben wieder? 
Ein Busch mit Kranichsfedern. 
16. Die Federn waren wohl bereit, 
Es soll sie tragen ein stolzer Leib. 
2. Reiterlied. 
A. a. I, S. 388. 
(Gekürzt.) 
1. Ich reit einsmals zu Brauuschweig aus, 
Da sah ein feins Maidliu zum Fenster aus 
Mit ihren braun Äuglin klare. 
„Ein solchs brauns Maidlin muß ich han, 
Es kost recht, was es wölle." 
2. Sie sah mich über die Achsel au, 
Sie sprach: „Du bist kein Edelmann, 
Du bist nit meines gleichen; 
Ein Edelmann, den muß ich Han, 
Ein hübschen und ein reichen." 
3. Ab 
A. a. £)., 
1. Innsbruck, ich muß dich lasten, 
Ich fahr dahin mein Straßen, 
In fremde Land dahin. 
Mein Freud ist mir genommen, 
Die ich nit weiß bekonnnen, 
Wo ich im Elend b) bin. 
2. Groß Leid muß ich jetzt tragen, 
Das ich allein tu klagen 
Dem liebsten Buhlen mein. 
9 Ich will nichts anders als, — 2) 
5) erhalten. 
3. Und wann die kleinen Waldvögelein singen 
Und die Blümlein aus der Erden springen, 
So freuen sich alle die Leute, 
So muß ich armes Reuterlein 
Wohl über die Heide reiten. 
4. Und der uns dieses Liedlin sang, 
Ein freier Hofmann ist er genannt, 
Er hat's so wohl gesungen; 
Er trinkt viel lieber den kühlen Wein 
Dann Wasser aus dem Brunnen. 
schied. 
I, S. 13t. 
Ach Lieb, nun laß mich Armen 
Im Herzen dein erbarmen, 
Daß ich muß dannen sein! 
3. Mein Trost ob allen Weiben! 
Dein tu ich ewig bleiben, 
Stet, treu, der Ehren fromm4). 
Nun müß dich Gott bewahren, 
In aller Tugend sparen^), 
Bis daß ich wieder komm. 
gelegt, - 3) in der Fremde. — 4) trefflich. -
	        
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