fullscreen: (Für das 8. und 9. Schuljahr) (Teil 4 für Mädchen)

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Sorge für das Wohl des Arbeiters. 
die unseres Kaisers. Die Frage der Arbeiterwohnungen in ihrer 
grundlegenden Wichtigkeit nicht bloß für die wirtschaftliche, son¬ 
dern auch für die sittliche Hebung der arbeitenden Klassen, für 
ihre Gesundheit und ihr Familienleben, die Förderung der Volks¬ 
büchereien behufs gesunder geistiger Ernährung des Volkes, kurz 
alle gemeinnützigen Bestrebungen irgendwelcher Art dürfen bei 
unserm kaiserlichen Herrn auf eingehende und verständnisvolle 
Teilnahme rechnen. 
Wie sehr dem Kaiser daran liegt, persönlich sich von der 
Lage der Arbeiter zu überzeugen, hat zur Genüge der Empfang 
einer Arbeiterabordnung gelegentlich des großen Ausstandes der 
rheinisch-westfälischen Bergarbeiter im Mai 1889 gezeigt. Er 
hörte die Klagen dieser Männer an, hielt ihnen in ernsten, wohl¬ 
wollenden Worten das Ungesetzmäßige ihres Vorgehens vor und 
versprach ihnen Prüfung der Verhältnisse und Abstellung etwaiger 
Mißbräuche. Den Grubenbesitzern, die er wenige Tage darauf 
empfing, empfahl er, möglichst nahe Fühlung mit den Arbeitern 
zu halten, damit denselben Gelegenheit gegeben werde, ihre 
Wünsche vorzubringen, für das Wohl der Arbeiter zu sorgen und 
solchen Schwierigkeiten wie den damals vorhandenen vorzu¬ 
beugen. Durch das Dazwischentreten des Kaisers war der bedroh¬ 
liche Ausstand binnen wenigen Tagen beendigt. Dieser und noch 
andere Ausstände riefen in dem Kaiser den Gedanken wach, eine 
Befriedigung der als berechtigt anzuerkennenden Forderungen 
der Arbeiter auf dem Wege einer internationalen1) Gesetzgebung 
zum Schutze der arbeitenden Klassen anzubahnen. Der erste 
Schritt zur Verwirklichung dieses Gedankens geschah durch den 
bedeutsamen Erlaß an den Reichskanzler vom 4. Februar 1890, 
worin es heißt: ,,Ich bin entschlossen, zur Verbesserung der Lage 
der deutschen Arbeiter die Hand zu bieten, soweit die Grenzen 
es gestatten, welche Meiner Fürsorge durch die Notwendigkeit 
gezogen werden, die deutsche Industrie auf dem Weltmarkt kon¬ 
kurrenzfähig zu erhalten und dadurch ihre und der Arbeiter 
Existenz zu sichern. Der Rückgang der heimischen Betriebe durch 
Verlust ihres Absatzes im Auslande würde nicht nur die Unter¬ 
nehmer, sondern auch ihre Arbeiter brotlos machen.“ 
Zu gleicher Zeit ordnete der Kaiser in einem an den Handels¬ 
minister gerichteten Erlaß die Einberufung des Staatsrates unter 
g International — zwischen den Völkern geltend, nicht auf eine 
Nation allein beschränkt.
	        
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