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nicht wohl zu Mute war, nun da man schon im voraus dagegen pro¬
testiert, ist es in doppelter Betrachtung nicht rätlich. Mögen Sie mir
vielleicht den 5. Akt mitteilen und mich diesen Morgen nach 10 Uhr
besuchen? damit wir die Sache besprechen könnten.
Brief Goethes an Schiller vom 15. Juni 1800.
Man'hatte alle Ursache, mit der Ausführung sehr zufrieden zu sein,
so wie das Stück mich ausserordentlich erfreut hat.
III. Die Jungfrau von Orleans.
Vgl.: „Das Mädchen von Orleans“. „Kassandra“. „Andreas Hofer“ (Mosen).
„Alexander Ypsilanti auf Munkacs“ (W. Müller).
129. Die geschichtliche Jungfrau von Orleans.
Hach Hobirk.
- Im achten Jahresbericht über die höhere Lehranstalt in Rheydt, 1843.
Johanna d’Arc war im Februar oder März des Jahres 1410 oder
1411 zu Dom Remy, einem Dorfe an der lothringischen Grenze, geboren.
Ihre Eltern, Jacob v. Are und Isabelle Romee, waren ehrliche und ziem¬
lich wohlhabende Landleute, welche sich durch Frömmigkeit und Recht¬
schaffenheit, wie durch Einfachheit ihrer patriarchalischen Sitten auszeich¬
neten. Aus ihrer Ehe entsprossen fünf Kinder, drei Söhne und zwei
Töchter, Jacob, Johann, Peter, Johanna, Katharina. Die Erziehung der
Johanna war einfach, ihrem Stande angemessen: die Grundwahrheiten des
Glaubens ihrer Väter, einige religiöse Übungen, Arbeiten, die ihrem Ge-
schlechte und ihrem Stande anpassten, das sind die Kenntnisse, welche sie
empfing. Feldarbeiten und das Hüten der Herde des Dorfes waren mit
den kleinen Wallfahrten nach der Einsiedelei der Liebfrauen von Bermont
und dem Besuche des Mai- oder Feenbaumes ihre liebsten Beschäftigungen.
Dieser Baum, nahe bei dem Dorfe, eine majestätische Buche, nebst der
in der Nähe sprudelnden Quelle galten seit alter Zeit für wunderbare
Orte, wo einst die Feen ihr Wesen getrieben haben sollten, und spielten
in den Zaubergeschichten der Gegend eine grosse Rolle. Früh schon
bildete sich in Johanna eine beschaulich-religiöse Stimmung, sowie auch
durch die Not des zerrissenen Vaterlandes und durch die Lage des ritter¬
lichen, aber schwer gedrückten Dauphins der lebhafteste Patriotismus in
ihr geweckt wurde. — Um das Jahr 1423—24, wo die Partei Karls VII.
die Schlachten zu Crevant und Verneuil verlor, hatte sie, wie sie später
in ihren Verhören aussagte, zum erstenmale Erscheinungen übernatürlicher
Wesen. Der heil. Michael u. a. drangen in sie, nach Frankreich zu gehen
und dem Könige zu helfen, die Belagerung von Orleans aufzuheben und
den König zur Krönung nach Rheims zu führen.