Die Kimbrer. 
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gedenkt; die Verzeichnung der Kimbrer und Teutonen in der germanischen 
Völkertafel unter den Jngaeyonen neben den Chaukern; das Urteil 
Cäsars, der zuerst die Römer den Unterschied der Deutschen und der 
Kelten kennen lehrte und die Kimbrer, deren er selbst noch manchen 
gesehen haben muß, den Deutschen beizählt; endlich die Völkernamen 
selbst und die Angaben über ihre Körperbildung und ihr sonstiges Wesen, 
die zwar auf die Nordländer überhaupt, aber doch vorwiegend auf die 
Deutschen passen. Andererseits ist es begreiflich, daß ein solcher Schwarm, 
nachdem er vielleicht Jahrzehnte auf der Wanderschaft sich befunden 
und auf seinen Zügen an und in dem Keltenland ohne Zweifel jeden 
Waffenbruder, der sich anschloß, willkommen geheißen hatte, eine Menge 
keltischer Elemente in sich schloß; so daß es nicht befremdet, wenn Männer 
keltischen Namens an der Spitze der Kimbrer stehen oder wenn die 
Römer sich keltisch redender Spione bedienen, um bei ihnen zu kund¬ 
schaften. Es war ein wunderbarer Zug. dessengleichen die Römer 
noch nicht gesehen hatten; nicht eine Raubfahrt reisiger Leute, auch 
nicht ein „heiliger Lenz" in die Fremde wandernder junger Mann¬ 
schaft, sondern ein wanderndes Volk, das mit Weib und Kind, mit 
Habe und Gut auszog eine neue Heimat sich zu suchen. Der Karren, 
der überall bei den noch nicht völlig seßhaft gewordenen Völkern des 
Nordens eine andere Bedeutung hatte, als bei den Hellenen und den 
Italikern und auch von den Kelten durchgängig ins Lager mitgeführt 
ward, war hier gleichsam das Haus, wo unter dem übergespannten 
Lederdach neben dem Gerät Platz sich fand für die Frau und die 
Kinder und selbst für den Haushund. Die Südländer sahen mit Ver¬ 
wunderung diese hohen, schlanken Gestalten mit den tiefblonden Locken 
und den hellblauen Augen, die derben stattlichen Frauen, die den 
Männern an Größe und Stärke wenig nachgaben, die Kinder mit dem 
Greisenhaar, wie die Italiener verwundert die slachsköpfigen Jungen 
des Nordlandes bezeichneten. Das Kriegswesen war wesentlich das der 
Kelten dieser Zeit, die nicht mehr wie einst die italischen barhäuptig 
und bloß mit Schwert und Dolch fochten, sondern mit kupfernen oft 
reich geschmückten Helmen und mit einer eigentümlichen Wurfwaffe, der 
Materis; daneben war das große Schwert geblieben und der lange 
schmale Schild, neben dem man auch wohl noch einen Panzer trug. An 
Reiterei fehlte es nicht; doch waren die Römer in dieser Waffe ihnen 
überlegen. Die Schlachtordnung war wie früher eine rohe, angeblich 
so viel Glieder tief wie breit gestellte Phalanx, deren erstes Glied in 
gefährlichen Gefechten nicht selten die metallenen Leibgürtel mit Stricken 
zusammenknüpfte. Die Sitten waren rauh. Das Fleisch ward häufig 
roh verschlungen. Heerkönig war der tapferste und womöglich der 
längste Mann. Nicht selten ward, nach Art der Kelten und überhaupt
	        
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