Naturalismus und Symbolismus 
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4. Schmied Schmerz. 
Der Schmerz ist ein Schmied. 
Sein Hammer ist hart; 
von fliegenden Flammen 
ist heiß sein Herd; 
5 seinen Blasebalg bläht 
ein stoßender Sturm 
von wilden Gewalten. 
Er hämmert die Herzen 
und schweißt sie mit schweren 
io und harten Hieben 
zu festem Gefüge. 
Kein Sturm zerstört, 
kein Frost zerfrißt, 
kein Rost zerreißt, 
i5 was der Schmerz geschmiedet. 
5. Schlagende Herzen. 
Über Wiesen und Felder ein Knabe 
ging, 
kling-klang schlug ihm das Herz; — 
es glänzt ihm am Finger von Golde ein 
Ring, 
kling-klang schlug ihm das Herz. 
5 „O Wiesen, o Felder, 
wie seid ihr schön! 
O Berge, o Wälder, 
wie seid ihr schön! 
Wie bist du gut, wie bist du schön, 
io du goldene Sonne in Himmelshöhn!" 
Kling-klang schlug ihm das Herz. 
Schnell eilte der Knabe mit fröhlichem 
Schritt, 
kling-klang schlug ihm das Herz; 
nahm manche lachende Blume mit, 
i5 kling-klang schlug ihm das Herz. 
„Über Wiesen und Felder 
weht Frühlingswind, 
über Berge und Wälder 
weht Frühlingswind. 
20 Im Herzen mir innen weht Frühlings¬ 
wind, 
der treibt zu dir mich leise, lind!" 
Kling-klang schlug ihm das Herz. 
Zwischen Wiesen und Feldern ein 
Mädel stand, 
kling-klang schlug ihr das Herz; 
hielt über die Augen zum Schauen die 25 
Hand, 
kling-klang schlug ihr das Herz. 
„Über Wiesen und Felder 
schnell kommt er her; 
über Berge und Wälder 
schnell kommt er her, 30 
zu mir, zu mir, schnell kommt er her! 
O, wenn er bei mir nur, bei mir schon 
wär'!" 
Kling-klang schlug ihr das Herz. 
6. Die heiligen drei Könige des 
Elends. 
ÜbereinemHäusel, ganzweißbeschneet, 
golden ein flimmernder Funkelstern steht. 
Weiß alle Wege, die Bäume alle weiß, 
milde des goldenen Sternes Gegleiß. 
Gelb ausdemFenstereinLichtscheinschräg 5 
über das Gärtchen, über den Weg. 
Sieh da: über den Feldweg quer 
stakt ein steingrauer Alter her, 
ganz in Lumpen und Flicken getan, 
und hält vor dem Hause an. 10 
Haucht in die Hände und sieht sich um, 
blickt zum Sterne und wartet stumm. 
Kommt von der andern Seite an 
wieder ein alter, zerlumpter Mann. 
Geben sich beide stumm die Hand, 15 
starren zum Sterne unverwandt. 
Kommt ein dritter und grüßt die zwei; 
raunen und tuscheln und deuten die drei. 
Blicken zum Sterne, blicken zur Tür; 
tritt ein bärtiger Mann herfür: 20 
„Kamt in Mühen und Sehnen weit; 
geht nach Hause! Es ist nicht die Zeit..." 
Senken die Köpfe leis und gehn 
müde fort. Es hebt sich ein Wehn, 
hebt sich ein Stürmen, Wirbeln, Gebraus, 25 
und der goldene Stern löscht aus.
	        
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