Full text: Deutsche Dichtung in der Neuzeit (Abt. 2)

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4. Mein Haar ist ergraut, mein Auge getrübt, 
Die Siegeswaffen hängen im Saal, 
Habe Recht gesprochen und Recht geübt; 
Wann darf ich rasten einmal? 
5. O selige Rast, wie verlang' ich dein! 
O herrliche Nacht, wie säumst du so lang, 
Da ich schaue der Sterne lichteren Schein 
Und höre volleren Klang 
11. Die V 
1. Es ging wohl über die Heide 
Zur alten Kapell' empor 
Ein Greis im Waffengeschmeide, 
Und trat in den dunklen Chor. 
2. Die Särge seiner Ahnen 
Standen die Hall' entlang, 
Aus der Tiefe thät ihn mahnen 
Ein wunderbarer Gesang. 
3. Wohl hab' ich euer Grüßen, 
Ihr Heldengeister, gehört. 
12. Das Sch 
1. Hast du das Schloß gesehen, 
Das hohe Schloß am Meer? 
Golden und rosig wehen 
Die Wolken darüber her. 
2. Es möchte sich niederneigen 
In die spiegelkare Flut, 
Es möchte streben und steigen 
In der Abendwolken Glut. 
3. „Wohl hab' ich es gesehen, 
Das hohe Schloß am Meer, 
Und den Mond darüber stehen, 
Und Nebel weit umher." 
4. Der Wind und des Meeres Wallen, 
Gaben sie frischen Klang? 
Vernahmst du aus hohen Hallen 
Saiten und Festgesang? 
13. D e r s ch 
1. Psingsten war, das Fest der Freude, 
Das da feiern Wald und Heide. 
Hub der König an zu sprechen: 
„Auch aus den Hallen 
Der alten Hofburg allen 
Soll ein reicher Frühling brechen." 
2. Trommeln und Drommeten schallen; 
Rote Fahnen festlich wallen 
Sah der König vom Balköne; 
ä t e r g r u f t. 
Eure Reihe soll ich schließen — 
Heil mir, ich bin es wert! 
4. Es stand an kühler Stätte 
Ein Sarg noch ungefüllt, 
Den nahm er zum Ruhebette, 
Zum Pfühle nahm er den Schild. 
5. Die Hände thät er falten 
Aufs Schwert und schlummert ein. 
Die Geisterlaute verhallten — 
Da möcht' es gar stille sein. 
o ß an: Meer. 
5. „Die Winde, die Wogen alle 
Lagen in tiefer Ruh; 
Einem Klagelied aus der Halle 
Hört' ich mit Thränen zu." 
6. Sahest du oben gehen 
Den König und sein Gemahl? 
Der roten Mäntel Wehen, 
Der goldnen Kronen Strahl? 
7. Führten sie nicht mit Wonne 
Eine schöne Jungfrau dar, 
Herrlich wie eine Sonne, 
Strahlend im goldnen Haar? 
8. „Wohl sah ich die Eltern beide, 
Ohne der Kronen Licht, 
Im schwarzen Trauerkleide; 
Die Jungfrau sah ich nicht." 
»arze Ritter. 
In Lanzenspielen 
Die Ritter alle fielen 
Vor des Königs starkem Sohne. 
3. Aber vor des Kampfes Gitter 
Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter. 
„Herr, wie ist eur Nam' undZeichen?" — 
„Würd' ich es sagen, 
Ihr möchtet zittern und zagen, 
Bin ein Fürst von großen Reichen."
	        
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