Friedrich Gottlieb Klopstock
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65 Die Erhebung der Sprache,
ihr gewählterer Schall,
bewegterer, edlerer Gang,
Darstellung, die innerste Kraft der Dicht¬
kunst,
Und sie, und sie, die Religion,
70 heilig sie und erhaben,
furchtbar und lieblich und groß und hehr,
von Gott gesandt,
Haben mein Mal errichtet. Nun stehet
es da
und spottet der Zeit und spottet
75 ewig gewähnter Male,
welche schon jetzt dem Auge, das sieht,
Trümmern sind.
11. Psalm (1789).
Um Erden wandeln Monde,
Erden um Sonnen,
aller Sonnen Herre wandeln
um eine große Sonne.
5 „Vater unser, der du bist im Himmel!"
Auf allen diesen Welten, leuchtenden
und erleuchteten,
wohnen Geister, an Kräften ungleich und
an Leibern;
aber alle denken Gott und freuen sich Gottes.
„Geheiliget werde dein Name!"
io Er, der Hocherhabene,
der allein ganz sich denken,
seiner ganz sich freuen kann,
machte den tiefen Entwurf
zur Seligkeit aller seiner Weltbewohner.
>5 „Zu uns komme dein Reich!"
Wohl ihnen, daß nicht sie, daß er
ihr Jetziges und ihr Zukünftiges ordnete;
wohl ihnen, wohl!
Und wohl auch uns!
„Dein Wille gescheh' 20
wie im Himmel also auch aus Erden!"
Er hebt mit dem Halme die Ähr' empor,
reifet den goldnenApsel, die Purpurtraube,
weidet am Hügel das Lamm, das Reh im
Walde;
aber sein Donner rollet auch her, 25
und die Schloße zerschmettert es
am Halm, am Zweig, an dem Hügel und
im Walde.
„Unser tägliches Brot gib uns heute!"
Ob wohl hoch über des Donners Bahn
Sünder auch und Sterbliche sind? 30
dort auch der Freund zum Feinde wird?
der Freund im Tode sich trennen muß?
„Vergib uns unsere Schuld,
wie wir vergeben unseren Schuldigern!"
Gesonderte Pfade gehen zum hohen Ziel, 35
zu der Glückseligkeit:
einige krümmen sich durch Einöden;
doch selbst an diesen sproßt es von Freudeir
und labet den Durstenden. fauf
„Führ' uns nicht in Versuchung, 40
sondern erlös' uns vom Übel!"
Anbetung dir, der die große Sonne
mit Sonnen und Erden und Monden
der Geister erschuf, sumgab,
ihre Seligkeit ordnete,
die Ähre hebt, 45
der dem Tode ruft,
zum Ziele durch Einöden führt und den
Anbetung dir! (Wanderer labt,
„Denn dein ist das Reich und die Macht
und die Herrlichkeit. Amen!" 5a
12. Mein Irrtum (1793).
Lange hatt' ich auf sie forschend geschaut,
auf die Redenden nicht, die Täter; war,
bei den Malen der Geschichte
wandelnd, den Franken gefolgt.
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Heydtmann-Keller, DeutschesLesebuch. I. 3. Aufl.