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115 Altis mit Denklnätern zu schmücken, und Mummius suchte den
Brand von Korinth mit Weihegeschenken an den olympischen Zeus
zu sühnen. Nero, Hadrian, die Antonine haben alles getan, um
Olympia zu heben, und auch die Einführung des Christentums hat
der hellenische Festort überlebt. Fast vierhundert Jahre n. Chr.
120 wurde der letzte Sieger aufgezeichnet; es war ein Armenier aus
dem Geschlecht der Arsakiden.
12. Germanische Völker und christliche Kaiser zerstörten die
olympischen Heiligtümer; was das Feuer verschont hatte, warfen
Erdbeben nieder, und nachdem eine spätere Bevölkerung ihre elenden
125 Hütten wie ein Spinnengewebe über Olympia gesponnen hatte,
wurden auch die Reste dieser Ansiedlung durch die von den Höhen
herabgespülte Erde wie durch den Kies der ausgetretenen Flüsse
überdeckt. An einigen Stellen stieg der Schutt zu sieben Meter
Höhe an. Mit Ausnahme einer Ecke des Zeustempels sah man
130 nichts, was an die alte Geschichte mahnte.
13. Jahrhundertelang blieb Olympia vergessen. Aber als im
18. Jahrhundert der Sinn für griechische Kunst neu belebt wurde,
da erwachte auch die Sehnsucht, die Decke zu lüften, die auf Olympia
lag, und ein Deutscher, Johann Joachim Winckelmann, war es,
135 der ihr beredten Ausdruck verlieh. Deutschland blieb es vorbehalten,
das Verlangen der Griechenfreunde zu erfüllen. Ernst Curtius, der
in jugendlichem Alter längere Zeit auf griechischem Boden geweilt
hatte, gewann als Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm von
Preußen diesen seinen erlauchten Zögling, den späteren Kaiser Fried-
140 rich III., und durch ihn den König und Kaiser Wilhelm I. für den
Gedanken, Olympia zu neuem Leben erstehen zu lassen, und als
die deutschen Heere aus dem siegreichen Krieg mit Frankreich heim¬
gekehrt waren, wurde von Kaiser und Reich dieses Friedenswerk
unternommen. Im Herbst 1875 wurde der erste Spatenstich getan;
145 im Frühjahr 1881 waren die Arbeiten vollendet.
14. Der ganze heilige Bezirk ist nun wieder aufgedeckt, die Lage
all der Tempel und Hallen, der Schatzhäuser und sonstigen Gebäude
in seinem Bereich und seiner Umgebung festgestellt. Hunderte von
Inschriften sind ausgegraben worden, die uns neuen Einblick in
150 die Entwickelung der griechischen Sprache wie des griechischen Lebens
gewähren. Die Hoffnung freilich, den Wald von Standbildern,