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Alexander von Humboldt, 
geb. den 14. Sept. 1769 zu Berlin!, wurde mit seinem Bruder Wilhelm auf dem Land-' 
gute Tegel erzogen, besuchte die Unioersitäten Frankfurt a. O. und Göttingen, 1790 die 
Handelsakademie in Hamburg, 1791 die Bergakadeniie in Freiberg, wurde 1792 Ober¬ 
bergmeister von Ansbach und Baireuth, ging 1797 nach Paris, später nach Spanien, 
1799 nach Südamerika, 1803 nach Mexiko, 1804 nach Philadelphia, beschrieb in Paris 
seine Reise, ging 1818 nach London, 1822 nach Oberitalien, 1827 nach Berlin, wo er 
Kammerherr, 1829 Geh. Rat wurde, bereiste 1829 die sibirischen Gebirge, starb den 
6. Mai 1859 im 90. Lebensjahre. — Zahlreiche wissenschaftliche Werke von höchster 
Bedeutung in ausgezeichneter Darstellungsweise. „Ansichten der Natur". Reise iu die 
Äquinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. (Das Krokodil. V. 14. Der Zitteraal. 
V. 15.) „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung.^ 
101. Grenzländer der Steppen und Wüsten Südamerikas. 
Afrikas nördliche Wüste scheidet die beiden Menschenarten, welche 
ursprünglich demselben Weltteil angehören, und deren unausgeglichener 
Zwist so alt, als die Mythe von Osiris und Typhon scheint. Nördlich 
vom Atlas wohnen schlicht- und langhaarige Völkerstämme von gelber 
Farbe und kaukasischer Gesichtsbildung. Dagegen leben südlich vom 
Senegal, gegen Sudan hin, Negerhorden, die auf mannigfaltigen 
Stufen der Zivilisation gefunden werden. In Mittelasien ist durch 
die mongolische Steppe sibirische Barbarei von der uralten Menschen¬ 
bildung auf der Halbinsel von Hindostan getrennt. 
Auch die südamerikanischen Ebenen begrenzen das Gebiet euro¬ 
päischer Halbkultur. Nördlich, zwischen der Gebirgskette von Vene¬ 
zuela und dem antillischen Meere, liegen gewerbsame Städte, reinliche 
Dörfer und sorgsam bebaute Fluren aneinander gedrängt. Selbst 
Kunstsinn, wissenschaftliche Bildung und die edle Liebe zu Bürger¬ 
freiheit sind längst darinnen erwacht. 
Gegen Süden umgibt die Steppe eine schaudervolle Wildnis. 
Tausendjährige Wälder, ein undurchdringliches Dickicht erfüllen den 
feuchten Erdstrich zwischen dem Orinoco und dem Amazonenstrome. 
Mächtige, bleifarbige Granitmassen verengen das Bett der schäumen¬ 
den Flüsse. Berge und Wälder hallen wieder von dem Donner der 
stürzenden Wasser, von dem Gebrüll des tigerartigen Jaguar, von 
dem dumpfen, regenverkündenden Geheul der bärtigen Affen. 
Wo der seichte Strom eine Sandbank übrig läßt, da liegen mit 
offenem Rachen, unbeweglich wie Felsstücke hingestreckt, oft bedeckt 
mit Vögeln, die ungeschlachten Körper der Krokodile. Den Schwanz 
um einen Baumast befestigt, zusammengerollt, lauert am Ufer, ihrer 
Beute gewiß, die schachbrettfleckige Boaschlange. Schnell entrollt und 
vorgestreckt, ergreift sie in der Furt den jungen Stier oder das
	        
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