„Verzeihung, junger Mann! Es war ein Augenblick, 
Ein Traum aus bess'rer Zeit! so süß und auch so bitter! 
Es kann nicht sein! — Und doch, wie Euch dies schöne Haar 
Den Rücken herunterfiel, war mir's, ich sah' ihn selber 
Von Kops zu Fuß. Bei Gott! sein Abdruck, ganz und gar; 
Nur er von breit'rer Brust, und Eure Locken gelber. 
24. „Ihr seid nach der Sprache aus meinem Lande; vielleicht 
Jst's nicht umsonst, daß Ihr dem guten Herrn so gleicht, 
Um den ich hier in diesem wilden Haine, 
So fern von meinem Volk, schon sechzehn Jahre weine. 
Ach, ihn zu überleben, war 
Mein Schicksal! Diese Hand hat ihm die Augen geschlossen, 
Dies Auge sein frühes Grab mit treuen Zähren begossen, 
Und jetzt, ihn wieder in Euch zu sehn, wie wunderbar!" 
25. „Der Zufall spielt zuweilen solche Spiele," 
Versetzt der Jüngling. — „Sei es dann," 
Fährt jener fort; „genug, mein wackrer junger Mann, 
Die Liebe, womit ich mich zu Euch gezogen fühle, 
Ist, traun! kein Wahn; und gönnet ihr den Lohn, 
Daß Scherasmin bei Eurem Namen Euch nenne?" 
„Mein Nam' ist Hüon, Erb' und Sohn 
Des braven Siegewin, einst Herzogs von Guyenne." 
26. „O," ruft der Alte, der ihm zu Füßen fällt, 
„So log mein Herz mir nicht! O, tausendmal willkommen 
In diesem einsamen unwirtbaren Teil der Welt, 
Willkommen, Sohn des ritterlichen, frommen, 
Preiswerten Herrn, mit dem in meiner bessern Zeit 
Ich manches Abenteu'r in Schimpfs) und ErnstZ bestanden! 
Ihr hüpftet noch im ersten Flügelkleid, 
Als wir zum heil'gen Grab zu fahren uns verbanden. 
27. Wer hätte dazumal gedacht, 
Wir würden uns in diesen Felsenschlünden 
Auf Libanon nach achtzehn Jahren finden? 
Verzweifle keiner je, dem in der trübsten Nacht 
Der Hoffnung letzte Sterne schwinden! 
Doch, Herr, verzeiht, daß mich die Freude plaudern macht. 
Laßt mich vielmehr vor allen Dingen fragen, 
Was für ein Sturmwind Euch in dieses Land verschlagen?" 
3) Kurzweile, Spiel, Scherz. 4) Kampf, Schlacht.
	        
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