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mundeten beteiligte; oder sei es auf jenem einsamen Spazierritte vor
Augsburg, wo er in einem Hohlwege einen plötzlich schwer erkrankten
Bettler antraf, vom Pferde stieg, dem Kranken einen Labetrunk reichte,
sein kaiserliches Oberwams anszog, um den vor Kälte Zitternden damit zu
bedecken, und dann eiligst zur Stadt zurückritt, um einen Priester zu holen,
der dem Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion bringen sollte.
Schon Maximilians äußere Erscheinung war fesselnd und wohl¬
thuend: seine edle Gestalt, sein fester sicherer Gang, der Adel und die
Würde in all seinen Bewegungen, der Ausdruck unverkümmerten Wohl¬
wollens aus seinem Antlitze, die unversiegbare Heiterkeit seines reinen
Gemütes und seine herzgewinnende Rede, die manchen feindlich Gesinnten
oft bei der ersten Begegnung versöhnte. Als er einmal beim Empfange
seiner Gemahlin Maria von Burgund in Gent seinen Einzug hielt, „auf
hohem braunen Roß, alle überragend, in glänzender silberner Rüstung,
unbedeckten Hauptes, seine reichen blonden Locken in einen Kranz von
Perlen und Edelsteinen gefaßt", da schrieb ein Anwesender: „Welch eine
prächtige Erscheinung! Maximilian ist so jugendlich frisch, so männlich
kräftig, so strahlend vor Glück, daß ich nicht weiß, was ich mehr be¬
wundern soll, ob seine blühende Jugend, oder seine Kraft, oder sein
Glück. Man muß ihn gern haben, den glänzenden Mann." Man muß
ihn ebenso gern haben, wenn man ihn im einfachen grauen Jagdrock,
den Stulphut auf dem Kopf, mit Stegeisen, Armbrust und Jägerhorn
versehen, die höchsten Gebirge und Felsschluchten Tirols durchwandern
sah, oder ihn ein trauliches Gespräch mit einem vorübergehenden Bauer
anknüpfen hörte, oder wenn er bei geselligen Vergnügungen, etwa in
Frankfurt oder Ulm, in launiger Rede mit den Bürgern oder Bürgers¬
töchtern scherzte und es den Patricierfrauen nicht verübelte, daß sie, die
von seiner baldigen Abreise gehört, ihm Stiefel und Sporen versteckten,
damit er noch einen Tag länger bleibe und auch den morgigen Tanz mit
der Königin des Festes eröffne.
Maximilian war in seinem ganzen Wesen und Thun das gerade
Widerspiel seines trägen und unschlüssigen Vaters. Während Friedrich
am liebsten stets in den breiten Geleisen des privilegierten Herkommens
fortging und aus Scheu vor Verantwortlichkeit jede durchgreifende Ma߬
regel vermied, fühlte Maximilian den lebendigen Trieb in sich, „für eine
neue jugendliche Zeit Kraft und Leben einzusetzen, alle geistig Hochstreben¬
den zu ermuntern und zu fördern, alles gute und bewährte Alte zu ehren,
zu erhalten und neu zu befestigen, dagegen alles wirklich Veraltete zu
entfernen. Seine Wißbegierde war unbegrenzt, und er lernte ebenso
leicht Geschütze gießen und bohren und Harnische anfertigen, als er das
Studium der Geschichte, Mathematik und Sprachkunde betrieb. Wie als