Full text: Mancherlei für Jung und Alt

253 
mundeten beteiligte; oder sei es auf jenem einsamen Spazierritte vor 
Augsburg, wo er in einem Hohlwege einen plötzlich schwer erkrankten 
Bettler antraf, vom Pferde stieg, dem Kranken einen Labetrunk reichte, 
sein kaiserliches Oberwams anszog, um den vor Kälte Zitternden damit zu 
bedecken, und dann eiligst zur Stadt zurückritt, um einen Priester zu holen, 
der dem Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion bringen sollte. 
Schon Maximilians äußere Erscheinung war fesselnd und wohl¬ 
thuend: seine edle Gestalt, sein fester sicherer Gang, der Adel und die 
Würde in all seinen Bewegungen, der Ausdruck unverkümmerten Wohl¬ 
wollens aus seinem Antlitze, die unversiegbare Heiterkeit seines reinen 
Gemütes und seine herzgewinnende Rede, die manchen feindlich Gesinnten 
oft bei der ersten Begegnung versöhnte. Als er einmal beim Empfange 
seiner Gemahlin Maria von Burgund in Gent seinen Einzug hielt, „auf 
hohem braunen Roß, alle überragend, in glänzender silberner Rüstung, 
unbedeckten Hauptes, seine reichen blonden Locken in einen Kranz von 
Perlen und Edelsteinen gefaßt", da schrieb ein Anwesender: „Welch eine 
prächtige Erscheinung! Maximilian ist so jugendlich frisch, so männlich 
kräftig, so strahlend vor Glück, daß ich nicht weiß, was ich mehr be¬ 
wundern soll, ob seine blühende Jugend, oder seine Kraft, oder sein 
Glück. Man muß ihn gern haben, den glänzenden Mann." Man muß 
ihn ebenso gern haben, wenn man ihn im einfachen grauen Jagdrock, 
den Stulphut auf dem Kopf, mit Stegeisen, Armbrust und Jägerhorn 
versehen, die höchsten Gebirge und Felsschluchten Tirols durchwandern 
sah, oder ihn ein trauliches Gespräch mit einem vorübergehenden Bauer 
anknüpfen hörte, oder wenn er bei geselligen Vergnügungen, etwa in 
Frankfurt oder Ulm, in launiger Rede mit den Bürgern oder Bürgers¬ 
töchtern scherzte und es den Patricierfrauen nicht verübelte, daß sie, die 
von seiner baldigen Abreise gehört, ihm Stiefel und Sporen versteckten, 
damit er noch einen Tag länger bleibe und auch den morgigen Tanz mit 
der Königin des Festes eröffne. 
Maximilian war in seinem ganzen Wesen und Thun das gerade 
Widerspiel seines trägen und unschlüssigen Vaters. Während Friedrich 
am liebsten stets in den breiten Geleisen des privilegierten Herkommens 
fortging und aus Scheu vor Verantwortlichkeit jede durchgreifende Ma߬ 
regel vermied, fühlte Maximilian den lebendigen Trieb in sich, „für eine 
neue jugendliche Zeit Kraft und Leben einzusetzen, alle geistig Hochstreben¬ 
den zu ermuntern und zu fördern, alles gute und bewährte Alte zu ehren, 
zu erhalten und neu zu befestigen, dagegen alles wirklich Veraltete zu 
entfernen. Seine Wißbegierde war unbegrenzt, und er lernte ebenso 
leicht Geschütze gießen und bohren und Harnische anfertigen, als er das 
Studium der Geschichte, Mathematik und Sprachkunde betrieb. Wie als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.