Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

§ 9. Das Nibelungenlied. 
37 
Unwillig darüber, daß sie nicht erfahren kann, warum Kriemhild die Braut 
Siegfrieds sei, zwingt Brunhild nach der Tafel ihren Gatten noch einmal zum 
Ringkampf und überwindet ihn völlig. Als sie denselben aber tags darauf nochmals 
angreift, kommt Siegfried, in seine Tarnkappe eingehüllt, dem schwerbedrängten 
König zu Hülfe, überwindet die Brunhild und nimmt ihr Ring und Gürtel, die er 
als unheilvolle Kleinodien seiner Kriemhild zum Geschenke giebt. 
Elftes Abenteuer. 
Wie Siegfried mit feinem Weibe heimkehrte. 
Am zwölften Tage endet das Hofgelage, und Siegfried zieht mit seiner lieben 
Gattin in die Heimat, wo sie ihm im zehnten Jahre einen Sohn schenkt, der auf 
den Namen Günther getauft wird, während Brunhild Mutter eines Knaben wird, der 
nach dem Oheim den Namen Siegfried erhält. 
Zwölftes Abenteuer. 
Wie Günther Siegfrieden zum Hofgetage lud. 
Brunhild kann es nicht verschmerzen, daß Siegfried und Kriemhild in fernem 
Lande herrschen, ohne je ein Zeichen ihrer Dienstgehörigkeit zu Günther zu geben. 
Nach langem Widerreden willfährt endlich Günther ihrer Bitte, Siegfried und 
Kriemhild nach Worms zu laden, die gerade im Nibelnngenlande weilen. Als 
diese ihre Zusage gegeben, werden in Worms große Vorbereitungen zum Empfange 
der Gäste getroffen. 
Dreizehntes Abenteuer. 
Wie fre zum Hofgelage fuhren. 
Siegfried wird mit seiner Gatlin und seinem Vater Siegmund glänzend in 
Worms bewillkommnet. Elf Tage lang werden herrliche ritterliche Spiele gefeiert, denen 
die Frauen wohlgeschmückt ans den Fenstern zuschauen. 
Vierzehntes Abenteuer. 
Wie die Königinnen sich schalten. 
Da saßen beisammen die Königinnen reich 
Und gedachten zweier Recken, die waren ohnegleich. 
Da sprach die schöne Kriemhild: „Ich hab' einen Mann, 
Dem wären diese Reiche alle billig Unterthan." 
Da sprach zu ihr Frau Brunhild: „Wie könnte das wohl sein? 
Wenn anders niemand lebte, als du und er allein, 
So möchten ihm die Reiche wohl zu Gebote steh'n: 
So lange Günther lebte, so könnt' es nimmer gescheh'n." 
Da sprach Kriemhild wieder: „Siehst du, wie er steht, 
Wie er da so herrlich vor allen Recken geht, 
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen thut! 
Darob mag ich wohl immer tragen fröhlichen Mut."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.