Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

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Dritte Periode, von 1150—1300. 
Volker der kühne zu Dankwarten sprach: 
„Ihr erlittet heute großes Ungemach. 
Mich bat Euer Bruder, ich sollt' Euch helfen geh'n; 
Wollt Ihr nun draußen bleiben, so will ich innerhalb stehn." 
Dankwart der schnelle stand außerhalb der Thür; 
Er wehrte von der Stiege, wer immer trat Herfür. 
Man hörte Waffen hallen den Helden in der Hand; 
Das Gleiche that auch d'rinnen Volker von Burgundenland. 
Der kühne Fiedelspieler rief durch die Menge laut: 
„Der Saal ist wohl verschlossen, Freund, Herr Hagen, schaut! 
Mit Schranken ist versehen König Etzels Thür; 
Aus zweier Helden Händen geh'n tausend Riegel wohl herfür." 
Als von Tronje Hagen die Thüre sah in Hut, 
Den Schild warf auf den Rücken der kühne Degen gut; 
Run erst wollt' er rächen das Leid, das ihm gescheh'n. 
Da hatten seine Feinde wenig Hoffnung, zu entgeh'n. 
Als nun die Wunderthaten der Vogt von Bern ersah, 
Wie der starke Hagen brach so viel Helme da, 
Der Amelungen König sprang auf eine Bank; 
Er sprach: „Hier schenkt Hagen den allerbittersten Trank." 
Durch seine Vermitllung verlassen Kriemhild und Etzel, sodann auch Rüdiger 
mit seinen Mannen den Saal, während alle Hennen in demselben blutigen 
Tod finden. 
Dierunddreißigstcs Abenteuer. 
Wie sie die Toten aus dem Zaale warfen. 
Auf Geiselhers Rat werfen die Helden Leichname und schwer Verwundete, 
7000 an der Zahl, die Stiege hinab, und Hagen und Volker höhnen übermütig die 
Heunen und ihren König Etzel, der im Gegensatze zu den im Vorderkampf 
streitenden Königen der Burgnnden sich feig dem Streit entzogen. Nur mit Mühe 
hält da Kriemhild ihren schwer gereizten Gatten zurück und verspricht dem, der 
Hägens Haupt ihr brächte, Etzels Schildesrand mit rotem Golde zu füllen. 
Künfunddreißigstes Abenteuer. 
Nie Tririg erschlagen ward. 
Da erbietet Jring, der Dänen edler Markgraf, sich zum Kampf und versucht 
sich zunächst gegen Hagen, dann gegen Volker; als er auch diesen nicht bezwingen 
kann, stürzt er auf Günther los, dann auf Gernot und zuletzt auf Geiselher, der 
den Ermüdeten endlich niederschlägt. Doch nur betäubt ist der Held, bald springt er 
wieder auf und verwundet im Zurückweichen den Hagen. Nach einiger Zeit versucht 
er von neuem den Kampf, wird aber nun von dem ergrimmten Hagen schwer ver-
	        
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