Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

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hatte er zu kämpfen, ehe er auch nur geringe Erfolge erzielte. Im 
Schweiße seines Angesichts arbeitete er selbst vor Amboß und Esse. 
Bis tief in die Nacht dachte er nach über die beste Einrichtung des 
Betriebs, über die Vervollkommnung der Erzeugnisse seiner Fabrik 
und über die Erweiterung des Absatzgebietes. Er konnte mit Wahrheit 
sagen: „Von meinem 14. Jahre an hatte ich die Sorgen eines Familien⸗ 
vaters, bei Tage die Arbeit, des Nachts das Grübeln. Fünfundzwanzig 
Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich ein leidliches Aus— 
kommen errang. Meine liebste Erinnerung aus der Vergangenheit 
ist die so lange drohende Gefahr des Unterganges und ihre Überwindung 
durch Ausdauer, Entbehrung und Arbeit, und das ist es, was ich jedem 
jungen Manne zur Aufmunterung sagen möchte, der nichts hat, nichts 
ist und etwas werden will.“ 
Gegen Ende der dreißiger Jahre beschäftigte Krupp sich lange 
mit der Herstellung einer Walze, die bestimmt war, die Anfertigung 
von Löffeln aus Gold, Silber und anderen Metallen schnell und leicht 
zu bewirken. Nach vielem Nachdenken und langer, mühsamer Arbeit 
hatte er die Walze fertiggestellt; aber als er sie zuerst für den an⸗ 
gegebenen Zweck in Anwendung brachte, zerbrach sie. Alle Mühe und 
Arbeit, alle darauf verwendeten Kosten waren vergeblich gewesen. Da 
hätte wohl mancher im Verdruß über das Mißlingen die Trümmer in 
die Ecke geworfen; nicht so handelte Krupp. Er forschte nach dem 
Fehler, den er gemacht hatte, fand ihn nach langem Suchen, fing von 
neuem wieder an zu arbeiten und hatte schließlich die Freude, die 
Walze in vollster Zweckmäßigkeit arbeiten zu sehen. Diese „Löffel⸗ 
walze“ war das erste Erzeugnis, welches ihm so viel Geld einbrachte, 
daß er die alten Schulden zum Teil tilgen und die Fabrik bedeutend 
erweitern konnte 
Wer selbst nicht viel nachdenkt, nimmt leicht an, daß wichtige 
Erfindungen durchweg dem Zufall zu verdanken seien. Er ahnt nicht, 
wieviel Arbeit und Ausdauer bei den Versuchen, die zu der Erfindung 
geführt haben, aufgewendet worden ist. Wenn die Erfindung fertig 
vorliegt, dann sieht ja alles so einfach und natürlich aus, als wenn 
es gar nicht anders sein könnte. Krupp wartete nicht ab, daß ihm 
ohne sein Zutun ein glücklicher Einfall kommen möchte; er stellte sich 
Aufgaben, dachte anhaltend über deren Lösung nach, machte Versuche 
und änderte und besserte so lange, bis schließlich herauskam, was er 
gewollt hatte. Wenn jemand vor sechzig Jahren die Aufgabe gestellt 
hätte, es solle ohne Schweißung ein Radreifen aus einem verhältnis⸗ 
mäßig nicht großen Block Gußstahl hergestellt werden, dann würden
	        
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