Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

§ 11. Das Nibelungenlied. 
79 
14. Da nahmen bei den Händen zwei der Degen sich: 
Der eine das war Hagen, der andre Dieterich. 
Da sprach wohlgezogen der Recke allbereit: 
„Wahrlich, Euer Kommen zu den Heunen ist mir leid, 
15. „Weil zu Euch die Königin so feindselig sprach." 
Da sprach von Tronje Hagen: „Das findet sich hernach." 
So redeten zusammen die kühnen Recken da. 
Da begann zu fragen der König Etzel, der sie sah. 
16. „Ich möchte gerne wissen," nahm Etzel nun das Wort, 
„Wer jener Recke wäre, den Herr Dietrich dort 
So freundlich hat empfangen; er trägt gar hoch den Mut. 
Wer auch war sein Vater, er ist wohl ein Recke gut." 
17. Von Kriemhilds Mannen einer sprach zu dem König hehr: 
„Sein Vater, der hieß Aldrian, von Trouje stammt er her. 
Wie freundlich er hier scheine, es ist ein grimmer Mann. 
Daß ich nicht gelogen, gar wohl ich das Euch zeigen kann." — 
18. „Wie soll ich das erkennen, daß er so grimmig ist?" 
Roch hatt' er keine Kunde von mancher argen List, 
Die gegen ihre Freunde die Königin ersann, 
Daß aus dem Heuuenlaude nicht einer lebend entrann. 
19. „Wohl konnt' ich Aldrianen, er war mein Lehensmann. 
Lob und große Ehre er hier bei mir gewann. 
Ich macht' ihn zum Ritter und gab ihm mein Gold; 
Helle die getreue war ihm inniglich hold. 
20. Drum ist mir auch von Hagen alles wohlbekannt. 
Zwei edle Kinder kamen als Geisel in mein Land, 
Er und von Spanien Walther; die wuchsen hier heran. 
Nach Hause sandt' ich Hagen, Walther mit Hildegund entrann." ' 
21. Er dacht' an alte Zeiten, was vordem geschehn. 
Seinen Freund von Tronje hatt' er nun gesehn, 
Der ihm in seiner Jugend große Dienste bot. 
Nachher schlug er im Alter manchen lieben Freund ihm tot. 
Weunundzwanzigstes Abenteuer. 
Me Hagen nicht vor Aricmhitden aufstand. 
Als Kriemhild bald darauf Hagen und Volker auf einer Bank im Hofe sitzen 
sieht, fordert sie ihre Recken auf zur Rache an Hagen. 
* Siehe S. 17 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.