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Am Morgen irrt der Schenk allein.
Der Greis, in der zerstörten Hall';
Er sucht des Herrn verbrannt Gebein,
Er sucht im grausen Trümmerfall
Die Scherben des Glücks von Edenhall.
„Die Steinwand", spricht er, „springt zu Stück,
Die hohe Säule muß zu Fall,
Glas ist der Erde Stolz und Glück,
In Splitter fällt der Erdenball
Einst, gleich dem Glücke von Edenhall."
Ludwig Uhland.
59. Hells Hod.
Grün wird die Alpe werden.
Stürzt die Lawin' einmal;
Zu Berge ziehn die Herden,
Fuhr erst der Schnee zu Thal.
Euch stellt, ihr Alpensöhne,
Mit jedem neuen Jahr
Des Eises Bruch vom Föhne
Den Kampf der Freiheit dar.
Da braust der wilde Schächen '
Hervor aus seiner Schlucht,
Und Fels und Tannen brechen
Von seiner jähen Flucht.
Er hat den Steg begraben.
Der ob der Stäube hing.
Hat weggespült den Knaben,
Der auf dem Stege ging.
Und eben schritt ein andrer
Zur Brücke, da sie brach;
Nicht stutzt der greise Wandrer,
Wirft sich dem Knaben nach.
Faßt ihn mit Adlerschnelle,
Trägt ihn zum sichern Ort;
Das Kind entspringt der Welle,
Den Alten reißt sie fort.
Doch als nun ausgestoßen
Die Fluì den toten Leib,
Da stehn um ihn, ergossen
In Jammer, Mann und Weib;
Als kracht' in seinem Grunde
Des Rotstücks Felsgestell,
Erschallt's aus einem Munde:
„Der Tell ist tot, der Tell!"
Wär' ich ein Sohn der Berge,
Ein Hirt am ew'gen Schnee,
Wär' ich ein kecker Ferge
Auf Uris grünem See,
Und trät' in meinem Harme
Zum Tell, wo er verschied.
Des Toten Haupt im Arme,
Spräch' ich mein Klagelied:
„Da liegst du, eine Leiche,
Der aller Leben war;
Dir trieft noch um das bleiche
Gesicht dein greises Haar.
Hier steht, den du gerettet.
Ein Kind, wie Milch und Blut;
Das Land, das du entfettet.
Steht rings in Alpenglut.
„Die Kraft derselben Liebe,
Die du dem Knaben trugst.
Ward einst in dir zum Triebe,
Daß du den Zwingherrn schlugst.
Nie schlummernd, nie erschrocken,
War Netten stets dein Brauch,
Wie in den braunen Locken,
So in den grauen auch.
„Wärst du noch jung gewesen.
Als du den Knaben fingst.
Und wärst du dann genesen.
Wie du nun untergingst:
Wir hätten draus geschlossen
Aus künft'ger Thaten Ruhm;
Doch schön ist nach dem großen
Das schlichte Heldentum.
„Dir hat dein Ohr geklungen
Vom Lob, das man dir bot.
Doch ist zu ihm gedrungen
Ein schwacher Ruf der Not.
Der ist ein Held^der Freien,
Der, wann der Sieg ihn kränzt.
Noch glüht, sich dem zu weihen.
Was frommet und nicht glänzt.
Wilder Waldbach im Kanton Uri, mündet rechts in die Reuß.