Full text: Dichtungen der neueren Zeit

Die schwäbischen Dichter. Eduard Mörike. 
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Fast gleich messend umher, säumte mit blendendem Rand. 
Aber ich stand und rührte mich nicht; dämonischer Stille 
Unergründlicher Ruh' lauschte mein innerer Sinn; 
Eingeschlossen mit mir in diesem sonnigen Zauber- 
30 Gürtel, o Einsamkeit, fühlt' ich und dachte nur dich! 
^4. In meine Mutter. 
Siehe, von allen den Liedern nicht eines gilt dir, o Mutter! 
Dich zu Preisen, o glaub's, bin ich zu arm und zu reich. 
Ein noch ungesungenes Lied ruhst du mir im Busen, 
Keinem vernehmbar sonst, mich nur zu trösten bestimmt, 
Wenn sich das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam 
Seines himmlischen Teils bleibenden Frieden bedenkt. 
5. Der Genesene an die Hoffnung. 
1. Tödlich graute mir der Morgen: 
Doch schon lag mein Haupt, wie süß! 
Hoffnung, dir im Schoß geborgen, 
Bis der Sieg gewonnen hieß. 
Opfer bracht' ich allen Göttern, 
Doch vergessen wärest du; 
Seitwärts von den ew'gen Rettern 
Sahest du dem Feste zu. 
2. O vergieb, du Vielgetreue! 
Tritt aus deinem Dämmerlicht, 
Daß ich dir ins ewig neue, 
Mondenhelle Angesicht 
Einmal schaue, recht von Herzen, 
Wie ein Kind, und sonder Harm; 
Ach, nur einmal ohne Schmerzen 
Schließe mich in deinen Arm. 
6. Inf das Grab von Schillers Mutter. 
Nach der Seite des Dorfs, wo jener alternde Zaun dort 
Ländliche Gräber umschließt, wall' ich in Einsamkeit oft. 
Sieh den gesunkenen Hügel! es kennen die ältesten Greise 
Kaum ihn noch, und cs ahnt niemand ein Heiligtum hier. 
5 Jegliche Zierde gebricht und jedes deutende Zeichen; 
Dürftig breitet ein Baum schützende Arme umher. 
Wilde Rose! dich find' ich allein statt anderer Blumen; 
Ja, beschäme sie nur, brich als ein Wunder hervor! 
Tausendblättrig eröffne dein Herz, entzünde dich herrlich 
10 Am begeisternden Duft, den aus der Tiefe du ziehst! 
Eines Unsterblichen Mutter liegt hier bestattet; es richten 
Deutschlands Männer und Frau'n eben den Marmor ihm auf.
	        
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