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2. Zur Sprachenkunde.
Worte sind der Seele Bild —
Nicht ein Bild, sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
was wir haben, was wir hatten.
Goethe.
9. Die Entstehung der deutschen Linheitssprache.
Dtto Behaghel, Die deutsche Sprache. Wien und Leipzig 1907, Tempskp u. Freptag.
Db auch nur die allerersten Ansänge einer Schriftsprache schon in der
althochdeutschen Zeit aufgetreten sind, ist sehr fraglich. Wohl finden sich
bei Notker von 5t. Gallen, beim Verfasser der althochdeutschen Tatian-
Übersetzung, die in Fulda entstanden ist, Sprachformen, die mit der Mundart
der genannten (Örtlichkeiten im Widerspruch stehen. Aber niemand bürgt
uns dafür, daß jene Männer an den Drten, wo ihre Klöster standen, auch
wirklich zu Hause gewesen sind.
Dagegen ist es über allen Zweifel erhaben, daß in mittelhochdeutscher
Zeit schriftsprachliche Regungen sich geltend machen, zum mindesten im
Kreise der Dichtung, wo sie literarisch wirken wollen, verzichten die Ale¬
mannen auf die ihnen noch gebliebenen vollen Endvokale, die Kapern bis
zum Ende des l3. Jahrhunderts auf jene eigenartigen pronominalformen,
die doch altererbt sein müssen. Männer wie Heinrich von veldecke, hartmann
von Aue, Wolfram von Eschenbach meiden manche allzustarke Kesonderheiten
ihrer heimischen Mundart. Die mitteldeutschen Dichter bedienen sich nicht
ihrer heimischen Verkleinerungsformen auf —chen, sondern der oberdeutschen
auf —lein. was aber das Merkwürdigste ist, das ganze niederdeutsche
Sprachgebiet zeigt in seiner Dichtung aufs stärkste den hochdeutschen Einfluß
in massenhafter verwendung^hochdeutscher Keimformen. Und selbst die nieder¬
deutsche Prosa arbeitet zu einem großen Teil mit hochdeutschem Sprachmaterial.