Full text: Leseproben aus alt- und mittelhochdeutschen Dichtungen

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263 Dò kam ouch dar gegähet diu übel Gèrlint. 
diu bót sich für eigen92) für daz Hilden kint. 
‘nu ner uns, küneginne, vor Waten und sinen mannen, 
ez enstè an dir aleine, ich weene, ez sì umbe mich ergangen.'93) 
264 Dò sprach diu Hilden tohter: ‘nu hcere ich iuch gern,91*) 
daz ich iu sì gensedic: wie mühte ich iuch gewern? 
ich bat iuch nie zer werlde, des ir mir weidet volgen.95) 
ir wart mir ungensedic : des muoz ich iu von herzen sin erbolgen.93) 
266 Dò wart ir Wate der alte in der zit ge war. 
mit grisgramden zenden97) huop er sich dar,98) 
mit sehenenden ougen, mit ellenbreitem barte, 
alle die dà wären vorhten den heit von Stürmen harte. 
266 Er viene99) si bi der bende und zòch si von in dan. 
Gèrlint diu üb eie trüren dò began. 
er sprach in tobeheite100): ‘küneginne bere, 
iu sol min junefrouwe iuwer kleider waschen nimmer mère.’ 
267 Si beten nu gemüezet des strìtes über al.101) 
dò kam der künic Herwìc ze Ludewìges sai 
mit sìnen walgenòzen102) nach bluote var103) gegangen: 
als in ersach fron Ktìdrùn, dò wart er von ir.minneclìch enphangen. 
268 Sin swert der degen schiere von der siten bant. 
dò schütte104) er sin gewsefen in den Schildes rant. 
dò gie er isenvarwer1“5) dà stèn zuo den frouwen: 
er bete durch ir liebe daz wal des tages dicke durchhouwen.106) 
92) diu bót sich für eigen, die bot sich zu eigen an. — 93) es 
sei um mich geschehen. — 94) gern, begehren, bitten. — 95) ich bat euch 
niemals um etwas, das ihr mir gewährtet, d. h. ihr gewährtet mir niemals 
eine Bitte. — 96) erbolgen, partic. von erbeigen, erzürnt. — 97) mit gris 
gramden zenden, mit knirschenden Zähnen. — 98) er huop sich dar, er hob sich 
davon. — 99) er viene, er faßte. — ioo) tobeheit, Wut. — ioi) sie hatten 
nun von dem Streite ausgeruht. — 102) walgenóz, Kampfgenosse. — 
153) nach bluote var, blutgetränkt. — 104) schiften, Rüstung ablegen. — 
105) isenvarwer, eisengefärbt, geschwärzt. — 106) um ihrer Liebe willen hatte 
er sich durch die Walstätte (daz wal) oft Bahn gebrochen. — Damit schließt 
das eigentliche Gedicht, die folgenden Verse sind Zusatz. — 
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