Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für höhere katholische Schulen

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Hier wandelte mit stillem Sinn Drum hat zu Ehr' und Maiestat 
Die" holde Aehrenleserin, Dich, Bethlehem, dem Gott erhöht: 
Der Mutter Freud' und Trost in Not, Daß du, die du die kleinste warst, 
Und bracht' ihr liebreich Milch und Brot. Den Herrn der Herrlichkeit gebarst. 
Umrauscht voni gold'nen Korngefild 
Stand Boas, hochgesinnt und mild, 
Und gütig, wie sein Ackerland, 
Bot er der Armut Herz und Hand. 
In Duft und Himmelsglanz gehüllt 
Lag wie ein Eden dein Gefild, 
Und über deinen Höhen klang 
Der Engel Chor und Lobgesang. 
Hier waidete Jsai's Sohn 
Die Herde; seiner Harfe Ton 
Erscholl auf Bethleins stillen Höh'n 
Wie Doniiersturm und Lenzesweh'n. 
4. 
Ärm, bloß und schwach geboren, 
Betritt der Mensck die Welt; 
Zuni Leiden airserkoren, 
Ist ihm sein Los gefällt. 
Müht zwischen Wieg' und Bahre 
Er noch so sehr sich ab, 
Eö tragen ihn die Jahre 
Früh oder spät in's Grab. 
Dir singt, von Dank und Preis durchs 
glüht. 
Auch unser Herz ein frohes Lied. 
Preis, Ehr' und Lob sei ewig dem, 
Den du gebarest, Bethlehem! 
A. Krummacher. 
Ergebung. 
Die Thränen, die auf Erden 
Geprüfte Tugend weint, 
Läßt er zu Perlen werden, 
Von Engelshand vereint, 
Zu der Bergeltungskröne, 
Die dort den Sieger ehrt 
Mit nnverwelklem Lohne, 
Der hier sich treu bewährt. 
Schmückt seine stolze Scheitel 
Auch Ehre, Macht und Geld, 
Ach eitel Trug, nur eitel 
Ist Alles auf der Welt! 
Es kann der eitle Schimmer 
Auf Erden nicht besteh'n; 
Denn einst ja muß in Trümmer 
Selbst Erd' und Himmel geh'n. 
Doch geht die Welt in Trümmer, 
Versinkt auch Stern um Stern, 
Es bleibet Eins uns immer, 
Uns bleibt das Wort des Herrn; 
Es führt durch Licht und Wahrheit, 
Wenn Sonn' und Mond vergeh'n, 
Zur Welt der cw'gen Klarheit, 
Wo wir den Vater seh'n. 
Dort wird des Dulders Klage, 
Der hier sich abgemüht, 
An dem Vergeltungstage 
Zum frohen Siegeslied; 
Dort lohnt er alle Sorgen 
An Armut, Gram und Leid 
Am A u f e r st e h u n g s m o r g e n 
Mit ew'ger Herrlichkeit. 
Kein Aug' hat's je gefunden, 
Kein Ohr es je gehört, 
Kein Herz es je empfunden, 
Wie Gott die Seinen ehrt. 
Kein Mund vermag's zu sagen, 
Was er uns aufbewahrt, 
Wenn treu in Prüfungstagen 
Zum End' wir ausgeharrt. 
Was uns sein Wort versprochen 
Mit hohem Schwur, das hält 
Er treu und ungebrochen, 
Wenn auch die Welt zerfällt. 
Aus dunklem Erdenstaube, 
Durch der Verwesung Graus 
Und Tod, führt uns der Glaube 
An ihn in's Vaterhaus. 
Er, der in unsrer Mitten, 
Ein Gott im Fleische, stritt, 
Und hoch am Kreuz gelitten, 
Wie nie ein Mensch noch litt: 
Er ging ja auch durch Leiden 
Und Tod zum Licht voran, 
Und führt zu seinen Freuden 
Durch Leiden uns hinan 
Dort werden wir erkennen, 
Wie er uns selbst erkannt; 
Dort dürfen wir ihn nennen, 
Wie er sich uns genannt. 
Ein Vater leinem Kinde, 
Nimmt er uns an sein Herz; 
Vergeben ist die Sünde, 
Vorüber Tod und Schmerz. 
Er starb, auf daß wir leben; 
Aus Grab und Todesnacht 
Zu Gott uns zu erheben, 
Brach er der Hölle Macht. 
Daß wir den Himmel erben, 
Gab er den letzten Hauch; 
Drum nur, wenn wir ihm sterben, 
Dann leben wir ihm auch.
	        
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