Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für höhere katholische Schulen

Ludwig. 
Daß ich berufen war, ich sucht' es nicht, 
Ich hab' es nie geahnet, nie geträumt; 
Doch ist's gcscheh'n, es war ein ernster Ruf, 
Ein solcher, dem der Mann gehorchen muß. 
Bin ich der Würd'ge nicht, wirf mir's nicht vor 
Hier stehen sie, die mich nach ihrem Rechte 
Gewählt — 
Friedrich. 
Die mich erkoren, stehen hier. 
Ludwig. 
Der Meinen zähl' ich fünf, der Deinen zween, 
Die Mehrzahl ist uraltes Wahlgesetz. 
Friedrich. 
Dein Böhmen und dein Sachsen sind bestritten. 
Bei mir erblickst du die Berechtigten. 
Ludwig. 
Was rüttelst du verjährten Anspruch auf! 
Friedrich. 
Dein Bruder selbst, der Pfalzgraf, steht zu mir. 
Ludwig. 
Daß er mich neidet, das ist, was mich schmerzt, 
Friedrich. 
Getreuer hielt er mir sein Wort, als du. 
Ludwig. 
Ich weiß, was ich versprochen, nicht was er. — 
Doch laß dir sagen: wenn die Männer hier, 
Die mich erwählten, wenn nur ihrer zween 
Es widerrufen, der beschworenen 
Verpflichtung mich entheben und zu dir 
Sich wenden, gerne tret' ich dann zurück, 
Vor dir, dem Kön'ge, beug' ich dann mein Knie, 
Und nehme Bayern neu von dir zu Leh'n. 
Die Fürsten (auf Ludnng's Seite). 
Nein, nimmermehr! Es bleibt bei uns'rer Wahl. 
Ludwig. 
O Friedrich! nun du selber siehst und hörst, 
Daß ich dir nicht gewähren kaun noch darf, 
Besinne dich, steh' ab, bezwing' dich selbst; 
Du hast ja viel des Glückes, weit erschallt 
Der Ruf von deiner Tapferkeit und Macht. 
Den Schönen nennet preisend dich die Welt, 
Ein herrlich Weib ist Liebe dir und Stolz; 
Ist dir so reicher Segen nicht genug? 
Ist denn die Krone nur das volle Glück?
	        
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