Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für höhere katholische Schulen

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O welches Heil bringt mir die Königswahl! 
Seit diesen Morgen erst gewählt, seh' ich 
Den eig'nen Brnder und den liebsten Freund 
Mir, feindlich grollend, gegenüber steh'n. 
O bei der alten Liebe, bei den Banden 
Des Bluts, bei Allem, was dir heilig ist, 
Beschwör' ich dich, laß es dahin nicht kommen, 
Daß wir, der Zwietracht Beispiel und Erwecker, 
Das Reich zerspalten in heillosem Kampfe, 
Daß ich die Würde, die man auf mich warf, 
Die ich nicht meiden kann, verfluchen muß! 
Ludwig und Friedrich trennen sich, um ihre Sache mit dem Schwerte auszusechten. 
Dritter Aufzug. 
In Ludwigs Lager bei Ampfing hält sich der Feldhauptmann Schweppermann zu einer Schlacht 
bereit. In Friedrichs Lager warnt der Marschall Dietrich, die Stellung des österreichischen Heeres 
sei nicht günstig, vergebens, Friedrich beginnt den Kampf. 
vierter Aufzug. 
Jsabella, Friedrichs unglückliche Gemahlin, beklagt in Leopolds Zelte die Gefangenschaft Friedrichs. 
Dieser verschmähet in Trausnitz einen Antrag zur Flucht, indem er sagt: „Im rechten Kampf hat 
Ludwig mich gefangen, und nicht will ich entweichen wie ein Dieb." Ludwig besucht den Friedrich 
im Gefängnisse: 
Ludwig. 
Mein Vetter! wie erging es Euch? Ich hoffe, 
Daß meine Diener keinen Anlaß Euch 
Zur Klage gabeu. Meine Weisung war, 
Euch jegliche Bequemlichkeit zu schaffen, 
Die mit der Sicherheit verträglich sei. 
Ihr schweigt? 
Friedrich. 
Ha! sprich nur, sprich es aus! 
Verbirg nicht länger unter glatten Mienen 
Das Todeswort, das du im Herzen trägst! 
Ich weiß, du lechzest längst nach meinem Blut! 
Warum noch erst des Lebens mich versichern 
Und hier mich hegen, als ein Opferthier? 
Hab' ich gezaudert, als ich in der Schlacht 
Dich zu erreichen hoffte? war ich trag, 
Das Schwert zu bohren in des Gegners Brust? 
Wenn du noch athmest, ist es meine Schuld? 
Drum säum' auch du nicht, rufe deine Henker! 
Hier ist mein Haupr, sieglos, doch ungebeugt. 
Ludwig. 
Man rieth mir, Euch zu tobten, es ist wahr; 
Und wahr ist's, dieser endlos blut'ge Streit 
Verhärtet auch des mildern Mannes Sinn; 
Doch so ist noch der meine nicht verwildert, 
Daß dieses schöne Haupt nur dürfte fallen, 
Dieß edle Haupt, der höchsten Krone werth. 
Friedrich. 
Was ist es anders, das Euch hergeführt?
	        
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