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O Lellas, welche Lippe
Sagt, was dein Äerz erlitt,
Als hier des Fremdlings Lippe
Der Freiheit Lilien schnitt!
Was half dir da der Musen
Verhängnisvolle Gunst,
Im götterreichen Busen
Das heitre Licht der Kunst?
Der Tiefsinn deiner Weisen,
Der Sänger Lorbeerzier,
An jenem Tag von Eisen,
Was frommt' es alles dir?
Ach, krank im Kern des Lebens
Von eifersüchtger Glut,
Verströmtest du vergebens
Dein letztes Leldenblut.
Weil du gelöst mit Pochen
Des Pfeilbunds stark Geflecht,
Sank, Schaft für Schaft zerbrochen,
Dahin dein ganz Geschlecht.
Mit ehrnem Schluß die Zügel
Ergriff Barbarenhand —
O schau in diesen Spiegel,
Schau her, mein Vaterland!
Spruch.
Liebe, die von Lerzen liebt,
Ist am reichsten, wenn sie gibt;
Liebe, die von Opfern spricht.
Ist schon rechte Liebe nicht.
Am Mitternacht.
Im Saal gedankenvoll
Saß ich bei Lampenschein;
Durchs offne Fenster quoll
Die Sommernacht herein.
Dein Bild, von treuer Land
Geschmückt mit frischem Kranz,
Sah von der dunkeln Wand
Mich an im Dämmerglanz.
Da, auf der Sehnsucht Pfad
Vertiefte sich mein Sinn,
And himmlisch leuchtend trat
Dein Wesen vor mich hin;
Ach, wie du lilienrein
Nie nach dem Deinen frugst
And lächelnd selbst die Pein
Wie eine Leilge trugst,
And überm Abgrund dann,
Dem düstern, Tod und Grab,
Ling mein Gedank' und sann
In seine Tief' hinab.
Werd' ich dich Wiedersehn?
Kann je, was Liebe hier
Erwarb, verloren gehn?
And weißt du noch von mir?
O gib mir, hast du Macht,
Ein Zeichen noch so stumm! —
Da schlug es Mitternacht,
And zaudernd blickt' ich um.
Ein süßes Duften flog
Vom Kranz, der zitternd hing,
And um die Lampe zog
Ein weißer Schmetterling. —
Mittagszauber.
Im Garten wandelt hohe Mittagszeit,
Der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit;
Von oben sieht, getaucht in Sonnenschein
And leuchtend Blau, der alte Dom herein.
Am Birnbaum sitzt mein Töchterchen im
Gras;
Die Märchen liest sie, die als Kind ich las;
Ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn
Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin.
Kein Laut von außen stört; 's ist Feiertag —
Nur dann und wann vom Turm ein Glocken¬
schlag!
Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall
Im hohen Gras von eines Apfels Fall!
Da kommt auf mich ein Dämmern wunder¬
bar;
Gleichwie im Traum verschmilzt, was ist und
war:
Die Seele löst sich und verliert sich weit
Ins Märchenreich der eignen Kinderzeit.