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Hasen zu töten, kostete schon 100 Taler Strafe. Die schlimmsten Feinde des
Bauern aber waren die fremden Ritter. Wenn diese mit seinem Herrn in Fehde
lagen, so überfielen sie meist seine Bauern, trieben ihnen das Vieh von der
Weide und steckten ihnen Haus und Hof in Brand.
3. Der Bauernkrieg. Die Predigt Luthers von der evangelischen Frei¬
heit des Christen zündete bei den Bauern. Aber sie verstanden darunter die
Befreiung von allerlei Lasten, Zehnten, Fronarbeiten re. An die Spitze der Uu-
zufriedenen stellte sich Thomas Münzer. Er sprach zu den Bauern von der Auf¬
richtung eines himmlischen Reiches, wo der Unterschied zwischen arm und reich,
vornehm und gering ganz aufhören sollte. Von solchen Predigten angefeuert,
bewaffneten sich die Bauern in Süd- und Mitteldeutschland und zerstörten Burgen
und Klöster, verwüsteten die Saaten und hausten wie die ärgsten Räuber.
Auch im Braunschweigischen mitteten die „schwarzen Bauern". Im Kloster Michael-
stein bei Blankenburg zerstörten sie die Kirche und raubten alle Gebäude aus. Nach dem
Kloster Walkenried kamen sie, 800 Mann stark, von 12 Hauptleuten geführt. Die Mönche
waren geflohen und hatten die Türen verschlossen. Die Bauern aber drangen gleich
wütenden Tigern ins Kloster, zerschlugen Türen, Fenster, Öfen, Bilder und streuten die
Bibliotheksschriften den Pferden unter oder warfen sie in den Kot. Um die große Glocke
zu sprengen, rissen sie den Turm nieder, der beim Niederfallen dann auch die herrliche
-Kirche zerschlug. — (Deutsche Jugend 5, S. 218: Das Kloster Walkenried.)
Anfangs hatte Luther den Herren geraten, das Los der Bauern zu mildern.
Als er aber ihr wüstes Treiben sah, forderte er die Fürsten auf, gegen die
„räuberischen und mörderischen Bauern" mit Gewalt vorzugehen. Das geschah
denn auch, uud die Fürsten, an deren Spitze Heinrich der Jüngere von Braun¬
schweig stand, rückten in großer Zahl heran. Bei Frankenhausen kam es 1525
zur Schlacht. Mit begeisterten Worten ermutigte Thomas Münzer die Seinen
zum Kampfe. Zufällig zeigte sich während seiner Rede ein Regenbogen am
Himmel. Da rief er: „Hebet eure Augen auf und sehet, wie günstig uns Gott
ist! Schauet den schönen Friedensbogen! Der Himmlische wird uns schützen und
unseren Feiuden den Untergang bereiten. Wer von euch in den vorderen Reihen
fällt, der steht hinten wieder auf, wenn die anderen vorüber marschiert sind. Die
Kugeln, die vom Feinde auf uns geschossen werden, fange ich allein mit meinem
weiten Priestermautel auf." Nun stimmte das Heer ein geistliches Lied an und
zog dem Feinde entgegen; aber in kurzer Zeit lagen die meisten tot am Boden.
Münzer flüchtete nach Frankenhausen und hielt sich in einem Bette versteckt. Er
nmrde jedoch aufgefunden und nach Mühlhausen gebracht, wo er gefoltert und
dann mit 25 Genoffen hingerichtet wurde.
Als er auf den Richtplatz stieg, mahnte ihn der Geistliche, den Glauben zu beten.
In der Todesangst aber versagte ihm die Stimme. Da trat Heinrich der Jüngere pon
Braunschweig heran und sagte ihm, damit seine Seele gerettet werde, „deutlich und mit
harter Stimme" den Glauben vor.
Die Lage der Bauern war nun eher schlechter als besser geworden.
55. Herzog Heinrich der Jüngere (1514—1568) und die Ein¬
führung der Reformation in der Stadt Braunschweig.
1. Heinrichs Stellung zur Reformation. Zur Zeit der Reformation
regierte in unserem Herzogtum Heinrich der Jüngere. Er war aber ein großer
Feind der lutherischen Lehre und zuletzt der einzige Fürst in Norddeutschland,
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