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Allgemeines Menschenleben.
Gemeine und etwa 110000 Dienstpferde. Im Frieden ist das Heer in 23 Armee¬
korps eingeteilt, die alle Waffengattungen, Behörden und Anstalten enthalten, die
im Kriege und Frieden für die Führling und Ausbildung der Truppen nötig sind.
So fteht das deutsche Heer im Frieden bereit auf den Befehl des Kaisers,
durch die jungen Jahrgänge der Reserve und Landwehr auf Kriegsfuß gesetzt
lind verstärkt, ins Feld zu ziehen, wenn die Ehre des Vaterlandes es gebietet.
Von den drei Hauptwaffen ist die wichtigste die Infanterie. Sie ist allen
überlegen an Vielseitigkeit der Verwendung, sie trägt die Hauptlasten aller
kriegerischen Tätigkeit. Sie allein ist in der Lage ohne Unterstützung der anderen
Waffen ein Gefecht durchzuführen; wuchtig im Angriff und zäh in der Verteidigung
wird die Infanterie aber auch meistens die Lorbeeren des Sieges ernten.
Die Kavallerie, das Auge der Armee, ist unentbehrlich für die Aufklärung
vor der Front des Heeres und im Gefecht; sie ist durch ihre Schnelligkeit in jedem
Gelände, besonders bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes von größter
Bedeutung.
Die Artillerie, feuergewaltig durch ihre schnellfeuernden Kanonen, bahnt
der Infanterie den Weg zum vernichtenden Angriff und hält ihr in der Ver¬
teidigung den anstürmenden Gegner vom Leibe.
Neben diesen drei Hauptwaffen haben die technischen Truppen und der
Train die mannigfaltigsten Aufgaben zu lösen.
Wenn die deutsche Familie dem Staate ihre Söhne zur Verfügung stellt,
so kann sie auch mit Recht verlangen, daß der Staat alle Mittel bereitstellt um
diese Söhne so auszubilden, zu bewaffiren, zu bekleiden und zu verpflegen, daß
dem Zwecke am vollkommensten entsprochen wird. Die besten Einrichtungen sind
im Grunde genommen auch stets die billigsten, weil sie im Ernstfälle die schnellste
Erreichung des Zweckes gewährleisten. Zu beachten ist aber stets, daß auch die beste
Waffe in der Hand des ungeübten Soldaten minderwertig bleibt. Das anzu¬
strebende Ziel liegt daher nicht nur in der besten Waffe sondern auch in der
besten Ausbildung mit ihr.
So groß auch der Rahmen ist, in dem der einzelne wirkt, so verschwindend
der einzelne Mann erscheinen mag, — alles hängt doch ab von der Summe der
Tüchtigkeit aller Einzelstreiter. Darum ist bei diesen die Entfaltung hoher und
mannigfacher sittlicher Kräfte von besonderer Bedeutung.
Die Grundlage aller sittlichen Kräfte im Volksheer ist die Vaterlandsliebe.
Wir verstehen darunter im weitesten Sinne die „Lust zur Arbeit für das Wohl
der Volksgenossen". Daß die ganze Friedensarbeit des Heeres wie seine Taten
im Kriege von Vaterlandsliebe getragen sein müssen, leuchtet ohne weiteres ein.
Nichts verkörpert gerade für den Soldaten das gemeinsame Streben aller zu
gemeinsamen großen Zielen besser als die Pflege der Treue zum Kaiser, dem
obersten Kriegsherrn im Reiche, und zum Landesfürsten. In der Disziplin und
in der Tugend des Gehorsams betätigt sich vor allem die Unterordnung unter
die große Sache. Kein Heer wird ohne sie zu großen Leistungen fähig sein