Literatur und Kunst.
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Meinung für gleißendes Gold, das Streben nach materiellem Gewinn und rein
sinnlichen Genüssen findet in ihm einen begeisterten Lobredner."
Denn das große Ziel der großen Schrankenloseste Bewegung
Zukunft ist die Einerleiheit, Ist die wahre Völkerfreiheit.
Wer denkt nicht an gewisse Vorgänge unserer Zeit, wenn der Uhu dem
ersten Revolutionär und Atheisten im alten Rom das Lob singt:
Spartakus, mit Lorbeerreisern Deine Freiheilsbotschaft lautet:
Sei Dein Denkerhaupt umwoben; Keine Götter sind dort oben.
und wenn der Dichter in bitterem Sarkasmus den Vertreter der neuen Welt¬
anschauung höhnisch ausrufen läßt:
Glück zur Brut! Die Kreuzzerbrecher Und der Rauch verkohlter Tempel
Brechen auch die Königskronen Wirbelt auf verbrannten Thronen.
Diesem krassen Materialismus und dieser Weltstürmerei gegenüber vertritt der
Hauptträger der Handlung, der edle Sachsenjüngling Elmar, in seiner Verteidi¬
gungsrede ans der Dingstätte das gute Prinzip und hält hoch das Banner des
Rechts und der Tugend:
Auch der König hat die Treue Erstes Recht ist Recht zu beten,
Gegen Land und Volk zu halten. Und das darf kein König wehren.
Im tiefen Schmerz über die Unmännlichkeit und Feigheit seines eigenen Volkes,
von dem sich keiner getraut für Freiheit, Wahrheit und Recht einzustehen, ruft
er bitter aus:
Freien Männern zu gebieten, Armer Ludwig, dir zu Füßen
Schönstes aller Königsrechte: Liegen willenlose Knechte!
Wir haben in diesem Jünglinge den echten Vertreter des trotzigen Sachsen¬
stammes und in ihm vollzieht sich die Wandlung, die wir den Grundgedanken
des ganzen Epos nennen können: der Sieg des Kreuzes über den finsteren
Heidenglauben.
Neben dieser ethischen Bedeutung hat aber das Werk auch noch eine historische,
nämlich uns das Leben und Treiben, das Sinnen und Minnen, das Glauben
und Hoffen des alten Sachsenstammes vor Augen zu führen. Wir haben
Gelegenheit in die seltsame Verquickung von Heidentum und Christenglauben,
wie sie in der Natur der Sache lag, belehrende Einblicke zu tun. Die einzelnen
Züge, aus denen wir uns ein Gesamtbild konstruieren können, sind zwar durch
das ganze Gedicht zerstreut, zuletzt aber ergibt sich doch ein klares Bild davon,
wie die alten Sachsen auf den altererbten Höfen hausten, Krieg führten, ihre
Götter ehrten und Recht sprachen.
Der Dichter führt uns ein in ein altes Kloster und zeigt uns in den Mönchen
Gestalten voll Leben und Kraft, die zwar alle nach einem Ziele streben, aber
doch als individuelle Menschen einer vom andern sich scharf abheben. Stücke
wie „Das Kloster" (II.), wo uns die kulturelle Bedeutung der Benediktiner,
dieser kühnen Pioniere bei Ausbreitung des Christentums und seiner Kultur-