Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht

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Aus der Zeit des Hexcmvahns. 
Gottwald in Freywald hat bekannt, daß ihm seine Dame jederwegen einen 
Dukaten gegeben, so er alle in seinen Säckel getan und vor seinen Schatz 
aufgehoben, als er aber eingenommen und seine Sachen inventiert worden, 
weil sein Weib auch verbrennet, ist der Schatz besichtiget, aber anders nichts 
als soviel Dukaten gewesen, soviel leere Briesel gefunden worden, darüber 
er sehr erschrocken und den Betrug gemerkt. In Ziegenhals ist die Hirtin 
lebendig verbrennt worden, hat sich nicht wieder zu Gott bekennen wollen, 
sondern immer nur Unschuld geschrien. 
Es werden anjetzt in anderen Städten und Orten auch Gefängnis¬ 
häuser gebaut, daß es erst allenthalben wird angehen. Ihre Bekenntnisse 
lauten auf viele Leute in Breslau und Prag. Es ist ein Wunderding, wenn 
sie gleich einander ihr Leben lang nicht gekannt und gegen einander vorgestellt 
werden, kennen sie einander, und sagt eine der anderen Verbrechen. Die 
Kinder sind zu bejammern, die die Eltern verführt. — Unter anderem 
bekennen sie, daß sie allerlei Baumfrüchte dem bösen Geist, soviel in Schlesien 
und Böhmen, sein für 2000 Reichstaler dies Jahr verkauft haben, und hat 
eine nicht mehr als drei schlimme Heller bekommen. Wer kann denn erdenken, 
wieviel der Leute sein müssen. Sie sagen, wenn sie beisammen auf dem 
Platze sein, könnte sie kein Mensch übersehen, soviel sein ihrer. Ihre erste 
Verbindnis bringt mit sich, daß sie der allerheiligsten Dreifaltigkeit müssen 
absagen, die Teufel versprechen, das ganze himmlische Heer verleugnen, 
Menschen, Vieh, Feld- und andere Gärten- und Baumfrüchte und alles, 
was Gott lieb ist, verfolgen und verderben. Dies alles wird ihnen öffent¬ 
lich im Endurteil vorgelesen, so sie auch bejahen. Danach werden sie aus¬ 
geführt, enthauptet und zu Aschen verbrennt. Der gemeinen Rede nach wird 
hier noch viel Volk dran müssen. Sie bekennen, daß wenn der Mensch 
des Morgens, wenn er aufstehet, das heilige Kreuz vor sich macht, können 
sie ihm nicht zu, und ist den Tag sicher. Es ist schrecklich, wenn der Vogt 
also mit den Jüngsten in die Häuser fällt und die Leute wegnimmt; bald 
werden sie eingeschlossen, die Augen verbunden, auf eine Trage, Kalesche 
gesetzt und in die kleinen Hüttlein geworfen, jede besonders, hernach auf 
einen Stuhl gesetzt, angeschraubt, gesegnet und verbrennet. — Manche sitzt 
zu drei, vier oder auch noch mehr Stunden in der höchsten Marter und 
fühlet nichts. Wenn man ihr aber einen Trunk macht, eingibt und ihren 
Geist vertreibt, fühlts die Pein und bekennet alles nach der Länge. Rocken, 
Stelzen und Krücken, darauf sie ausgeritten, sein hier schon viel verbrennt 
worden. Dieser Stuhl, worauf sie nackend gesetzt werden, hat 150 finger¬ 
lange Spitzen, werden darauf geschraubt, schlafen bisweilen drei oder vier 
Stunden darauf und fühlen weder Feuer noch andere Martern. 
Verzeichnis der Hexen, so eingezogen worden; den 5. Juli ist ein¬ 
genommen worden Ursula Schmelzerin samt ihrer Tochter Maria Amt
	        
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