Ludwig Achim von Arnim: Des Knaben Wunderhorn 
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„Knecht, sattle mir und dir zwei Ross! 
Mein Haupt ist mir so schwer; 
ich leerte gar viel mein römisch Glas, 
20 das Schiff ging hin und her. 
Mir träumt', ich hätt' eine Nonn' gesehn, 
ich trank ihr zu mein Glas, 
sie wollt' nicht gern ins Kloster gehn, 
ihr Äuglein waren naß. 
25 Halt an, halt an am Klostertor! 
Ruf mir mein Lieb heraus!" 
Da kam die ältste Nonn' hervor; 
„Mein Lieb soll kommen heraus." 
„Kein Feinslieb ist hier innen, 
30 kein Feinslieb kann heraus." 
„Und wenn kein Feinslieb drinnen ist, 
so steck' ich an das Haus." 
Da kam Feinslieb gegangen; 
schneeweiß war sie gekleidt: 
35 „Mein Haar ist abgeschnitten; 
leb' wohl in Ewigkeit!" 
Er vor dem Kloster niedersaß 
und sah ins tiefe, tiefe Tal; 
versprang ihm wohl sein römisch Glas, 
40 versprang ihm wohl sein Herz. 
5. Schweizerisch. 
's isch no nit lang, daß gregnet hett, 
die Läubli tröpfle no; 
i hab emol e Schatzli ghett, 
i wott, i hätt' es no. 
5 Jetz isch er gange go wandre, 
i wünsch' em Löcher in d' Schuh; 
jetz hab' i wieder en andre, 
Gott geb' mer Glück dazu! 
's isch no nit lang, daß er gheirat hett, 
io 's isch gar e kürzt Zit: 
st Röckli ist em loderich, 
si Strümpfli sin em z' wit. 
6. Rewelge (Reveille). 
Mündlich. 
Des Morgens zwischen drein und vieren 
da müssen wir Soldaten marschieren 
Heydtmann-Keller, Deutsches Lesebuch. II. 
das Gäßlein auf und ab; 
tralali, tralalei, tralala, 
mein Schätzel sieht herab! s 
„Ach Bruder, jetzt bin ich geschossen, 
die Kugel hat mich schwer getroffen, 
trag mich in mein Quartier, 
tralali, tralalei, tralala, 
es ist nicht weit von hier." 10 
„Ach Bruder, ich kann dich nicht tragen, 
die Feinde haben uns geschlagen, 
helf' dir der liebe Gott! 
Tralali, tralalei, tralala, 
ich muß marschieren in Tod." is 
„Ach Brüder, ihr geht ja vorüber, 
als wär' es mit mir schon vorüber, 
ihr Lumpenfeind' seid da; 
tralali, tralalei, tralala, 
ihr tretet mir zu nah." 20 
Ich muß wohl meineTrommelrühren, 
sonst werde ich mich ganz verlieren; 
die Brüder dick gesät, 
tralali, tralalei, tralala, 
sie liegen wie gemäht." 25 
Er schlägt die Trommel auf und nieder, 
er wecket seine stillen Brüder, 
sie schlagen ihren Feind, 
tralali, tralalei, tralala, 
ein Schrecken schlägt den Feind. 30 
Er schlägt die Trommel auf und nieder, 
sie sind vorm Nachtquartier schon wieder 
ins Gäßlein hell hinaus; 
tralali, tralalei, tralala, 
sie ziehn vor Schätzels Haus. 35 
Da stehen morgens die Gebeine 
in Reih' und Glied wie Leichensteine, 
die Trommel steht voran, 
tralali, tralalei, tralala, 
daß sie ihn sehen kann. 40 
7. Tanzreime. 
Geh mir nit über mein Äckerle, 
geh mir nit über mein Wies', 
oder ich Prügel dich wegerle (wahrlich), 
oder ich Prügel dich gewiß! 
2. Ausl. 
2
	        
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