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Verfolgung deS Christenthums.
Mutter und seinen greisen Lehrer Seneka hinrichten ließ. Einst
fiel er aus den Gedanken, sich eine Vorstellung von dem Brande
der alten Stadt Troja zu machen, und so ließ er Rom an allen
Ecken anzünden und ergötzte sich an den Verheerungen, die eine
neuntägige Feuersbrunst anrichtete. Das Volk war natürlich ent¬
rüstet über diesen Frevel; Nero aber, um jeden Verdacht von sich
zu wälzen, ließ aussprechen: die Christen haben dies gethan.
Dies hatte zur Folge, daß man von allen Seiten ergrimmt über
die Unglücklichen herfiel und sie auf jegliche Weise zu Tode mar¬
terte. Viele kreuzigte man; viele nähte man in die Häute wil¬
der Thiere und warf sie den Hunden vor, und viele bestrich man
mit brennbaren Materien, stellte sie in den kaiserlichen Gärten
auf und ließ sie gleich Kerzen die Nacht erhellen.
. Endlich erreichte die strafende Hand Gottes den Blutmenschen,
welcher diese Verfolgung veranlaßt hatte. Vom Senat und Volk
verabscheut, mußte er den Thron verlassen und aus Rom fliehen.
Kaum war er fort, so verfolgten ihn die Häscher. Um ihren
Händen zu entgehen, entleibte er sich selbst, wobei er ausrief:
„O welch ein Künstler stirbt in mir!" denn er war wirklich der
Meinung, daß er ein großer Künstler sei. Die Christen aber
glaubten nicht an seinen Tod, sondern meinten, Nero habe sich
nur nach Asien geflüchtet, von wo er später als Antichrist wieder¬
kommen werde.
Gleich heftig waren die Verfolgungen der Christen unter den
Kaisern Domitian, Trajan, Marc Aurel und mehreren
andern. — Als der sonst so edle Kaiser Trajan auf seinem
Zuge gegen die Parther (107) auch nach Antiochien kam, ließ
er den Bischof Ignatius daselbst zu sich kommen. Hart fuhr
Städte Herculanum, Pompegii und Stabiä gänzlich verschüttet wurden.
Erst im 18. Jahrh, fand man zufällig, als man einen Brunnen graben
wollte, Spuren dieser Städte wieder vor, und seit dem hat man Nach¬
grabungen veranstaltet, die zu den überraschendsten Ergebnissen geführt
haben. Auf Titus folgte Domitian (81—96), ein Ungeheuer in Lastern;
auf diesen Nerva (96—98), ein milder, guter Fürst; auf diesen Trajan
(98—117), den man sprichwörtlich den ^Besten^ nannte und dessen Tha¬
ten eine noch in Rom stehende 115 Fuß h. Denksäule ehrt; auf diesen
folgte Hadrian (117 — 138), ein friedlich gesinnter Fürst; auf diesen An-
toninus Pius (138—161), ebenfalls friedlich gesinnt, und aus diesen Marc
Aurel (161 — 180), der 13 Jahre tapfer gegen die eindringenden süd¬
deutschen und donau'schen Böller der Markomannen kämpfte. Anstatt die
übrigen römischen Kaiser noch weiter mit Namen anzuführen, genügt
es, zu erwähnen, daß von 180—300 n. Chr. sich 36 folgten, von denen
27 ermordet wurden.