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Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
ich trotze deinem Zorn, ich fleh' nicht mehr um Gnade, 
ich will nicht, daß dein Äerz mich dieser Straf' entlade. 
Du bist kein Vater mehr, als Richter bitt' ich dich: 
Vergiß vorher dein Kind, hernach verstoße mich! 
Johann Christoph Gottsched 
geb. in Iuditten in Ostpreußen 2. Febr. 1700, gest. in Leipzig 12. Dez. 1766. 
3. Aus dem „sterbenden Gato". 
Cato (den man herbeiträgt). 
So weit! Euer setz' mich her. 
Getrost, mein Sohn, getrost! Das Reden fällt mir schwer. 
Tritt näher, Porcius. Wie steht's mit unsern Freunden? 
Sind sie schon eingeschifft? Entkommen sie den Feinden? 
Sprich, ob ich ihnen sonst noch irgend dienen kann? 
Du aber rufe nie den Feind um Gnade an! 
Versäume niemals was, die Freiheit Roms zu retten! 
Itzt folgt sie mir ins Grab: ich sterbe sonder Ketten! 
And bin recht sehr erfreut, daß, da ich frei gelebt, 
ich noch ein Römer bin, indem man mich begräbt. 
Dem Beispiel folge nach! Du stammst aus meinem Samen 
Befleiße dich denn auch, dem Cato nachzuahmen. 
Gehab' dich wohl mein Sohn! 
Du aber Porcia, 
die ich vorlängst verlor, itzt wenig Stunden sah 
und wiederum verlier', denk meiner Vaterliebe 
und folg' in allem Tun dem tugendhaften Triebe, 
der dich bereits erfüllt. Beweine nicht mein Grab! 
Rom, Rom, dein Vaterland, dringt dir die Tränen ab. 
Verdamme Cäsars Glut, die dich zur Sklavin machet; 
und weil was Römisches in deiner Brust erwachet, 
so wähle künftig mir den Äeld zum Tochtermann, 
der den Tyrannen straft und Rom befreien kann, 
ttmarme mich, mein Kind! Ihr Freunde, seht mich sterben! 
Ihr seufzet? Tut es nicht! Beweinet Roms Verderben! 
Lebt wohl! Seid Rom getreu! Ihr Götter, hab' ich hier 
vielleicht zu viel getan, ach, so vergebt es mir! 
Ihr kennt ja unser Äerz und prüfet die Gedanken. 
Der Beste kann ja leicht vom Tugendpfade wanken, 
doch ihr seid voller Äuld. Erbarmt euch! . . . Äa.
	        
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